1864 -
Augsburg [u.a.]
: Rieger
- Hrsg.: Frey, Michael, Büschl, Andreas
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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wenn matt die Zeit berechnet, die es braucht, ebe man einen hineingeworfenen
Stein unten auffallen Hort, über 20,000 Ellen tief sein must. Eine andere
Höhle in Norwegen senkt sich tief unter das Meer hinab; an der Stelle, bis
zu der man in sie eingedrungen ist, hört man ganz deutlich das Meer über
sich brausen.
In der Tiefe der Erde muß aber auch eine Ursache sein, welche groste
Warme um sich her verbreitet; man nennt sie das unterirdische Feuer. Denn
wenn man in manche Bergschachte hinabsteigt, findet man da nicht blos die
gewöhnliche Warme, die die Keller im Winter haben, und die nur daher
kommt, dast die Kalte der Luft dahin nicht so eindringen kann, sondern eine
andere, selbstständige Warme, die immer zunimmt, je tiefer man hinabkommt,
und die ihre Ursache tief unter der Erdoberfläche haben must. Die glühen-
den und geschmolzenen Massen, welche die feuerspeienden Berge oder Vulkane
auswerfen, müssen auch aus einer sehr großen Tiefe herauskommen, und wahr-
scheinlich wohl eben daher, wo jene von unten heraufdringende Warme her-
kommt. Ein berühmter Reisender, Alexander von Humboldt, hat in einen
gerade zur Zeit seiues Besuches ganz ruhigen Schlund eines feuerspeienden
Berges hinuntergeseben. Da erblickte er in einer ungeheuren Tiefe, unten
in einer weiten Höhlung, drei unterirdische Bergspitzen, aus denen oben
Feuer und Rauch herausdrang. In Europa sind drei berühmte feuerspeiende
Berge: der Hekla auf der Insel Island, der Vesuv in der Nahe von
Neapel, und der Aetna auf der Insel Sicilien. Auch im Aetna siebt man,
wenn es ganz ruhig ist, unten in der Tiefe das Feuer beständig atlfwalleu,
die Lavamaffen, wie ein siedendes Wasser, immer heraufkochen und wieder
niedersinken. Ehe der Vesuv, oder der Aetna zu speien anfangt, wird oft meilen-
weit davon das Meer unten an seinem Grunde siedend warm, so dast die
dort liegenden eisernen Schiffsanker ganz heiß werden und die Fische vom
Grunde heraufkommen in die Nahe des Ufers, wo man sie dann in großer
Menge fangen kann.
Der eigentliche Heerd der Vulkane muß gar tief und weit entfernt sein,
denn die Erdbeben, die bei solchen Ausbrüchen oft stattfinden, erstrecken sich
öfters über 80 Meilen weit. Ueberhaupt sind alle die Erscheinungen, die
bet großen vulkanischen Ausbrüchen vorkommen, gar gewaltig und merkwürdig.
Die Luft wird oft Meilen wett umher finster, so daß man bet Tage Licht
anzünden muß; auf das unterirdische Brüllen und auf das Beben der Erde
folgen dann berghohe Rauch- und Feuersaulen. Dabei scheint auch der Him-'
mel in der Gegend des feuerspeienden Berges in Feuer zu stehen. Blitze
fahren aus den Wolken herunter nach dem brennenden Schlunde, und Blitze
fahren aus diesem herauf in die Wolken. Regengüsse stürzen nieder und
machen die ausgeworfene Asche zu einem Schlammstrome. Ein solcher Ascken-
und Schlammregen begrub im Jahre 79 nach Christi Geburt in der Nahe
des Vesuvs die Städte Herculanum, Pompeji und Stadia. Erst in neuerer
Zeit hat man sie zum Theil wieder aufgegraben.
Die heißen Quellen mögen wohl auch aus großer Tiefe heraufkommen,
und zwar in der Gestalt von Dampfen, die aber, wo es kalter wird, zu
Wasser werden und dann als heiße Quellen an der Oberflache der Erde her-
vordringen.
Gottes Fürsorge für die verschiedenen Völker der Erde.
Wundersam wird das Herz ergriffen und zur Bewunderung hingerissen,
wenn wir die väterliche Fürsorge Gottes für die verschiedenen Völker des Erd-