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1. Theil 2 - S. 196

1864 - Augsburg [u.a.] : Rieger
196 man in- einem Kloster attm Abendessen bereitet batte, waren zufällig einige Wurzeln der schwarzen Bilse gerathen. Alle Mönche, welche von der Speise gegessen hatten, fielen in gefährliche Zustände. Der eine glaubte, er klettere einen Baum hinan, und kroch doch nur an dem Ofen seiner Zelle umher; ein anderer hielt die Buchstaben seines Gebetbuchs für lebendige, hin und her laufende Ameisen; fast alle klagten über Trockenheit im Mund, heftigen Durft und Schwindel. ' \ : Der Stechapfel, auch Teufelsapfel, Krötenmelde und Stachelnuß ge- nannt, ist noch viel schlimmer als das Bilsenkraut. Das Bilsenkraut sagt es einem schon durch seine Farbe, daß es kein sehr umgängliches Kraut sei; aber dieser häßliche Stechapfel hat eine so schone weiße Blüthe, daß man sie von fern für eine Lilie halten konnte. Die Fruchtkapsel ist mir Stacheln bedeckt, fast wie bei der Roßkastanie, und inwendig liegen die kleinen, schwarzen Korner, deren Genuß Zuckungen, Zittern und Wahnsinn erzeugt. Dennoch hat sich der Mensch auch aus diesem giftigen Gewächs ein Heilmittel gegen Raserei, fallende Sucht und heftiges Zucken der Glieder bereiten gelernll Der Stechapfel wächst an Wegen, auf Schutthaufen und ans angebautem Land. Man sagt, die Zigeuner haben ihn aus dem Mor- genland zu uns gebracht. Manche Giftpflanzen sind etwas weniger gefährlich, gewähren sogar manchen Nutzen, wollen aber doch mit Vorsicht behandelt sein. Der rothe Fingerbnt z. B., der auf sonnigen Hügeln und in ge- birgigen Waldgegenden wild wächst und in den ‘ Gärten als Zierpflanze gezogen wird, hat giftige Blätter, welche unangenehm riechen, bitter und scharf schmecken und sehr betäubend sind. Dem blauen Etsenhut, der um seiner schönen, veilchenblauen, manchmal weißen und violett gesäumten Blumen willen als Zierpflanze in den Gärten gehalten wird, sagt man nach, daß durch ihn in den Alpengegenden, wo er sehr häufig wächst und die Bienen ihm viel zufliegen, der Honig giftige Eigenschaften bekomme; am giftigsten scheint aber an ihm die Wurzel und der Same zu sein. Der Seidelbast oder Kellerhals hat im März oder April lieblich duftende, rosenrothe oder pfirsichrothe Blüthen; die Rinde aber hat einen so scharfen Saft, daß sie auf der Haut starke Blasen zieht; eben so scharf ist der Saft seiner kleinen Kirschen, die einen Stein haben. Ein Mädchen, das 12 Kirschen des Seidelbasts genossen, starb an Blutbrechen. Die Herbstzeitlose blüht im Herbst, wenn alles Gras abgemäht ist, zu Tausenden auf den Wiesen. Ihre länglichrunden Fruchtkapseln sind zur Zeit der Heuernte, wo sie reifen, ein gefährliches Spielzeug für die Kinder; denn schon hie und da haben die schwarzbraunen, rundlichen Samen- körner derselben einem den Tod gebracht. Zwei Kinder aßen von dem Sa- men der Zeitlose und bekamen heftiges Erbrechen. Die Aeltern gaben ihnen warme Milch; doch starb eines der Kinder schnell; das andere erholte sich allmähltq wieder. Bei dem schwarzen Nachtschatten, dessen Blüthen große Aehnlickkeit mit den Kartoffelblüthen haben, und bet dem klettern- den Nachtschatten sind es hauptsächlich die Beeren, welche eine schäd- liche, in Menge genossen, ködtliche Wirkung haben. Die Beeren des schwar- zen Nachtschattens sind schwarz, die des kletternden roth und länglicht. Bet einem Knaben, der von seinen Beeren gegessen hatte, erweiterten sich die Pupillen der Augen, cs entstand ein Brennen im Magen und unter Irre- reden, Beängstigung, Zittern der Glieder und kalten Schweißtropfen starb er. Zu den minder gefährlichen rechneten wir diese Giftpflanzen nur darum, weil sie eben keine Aehnlichkett mit genießbaren Pflanzen haben, und deßhalb
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