1864 -
Augsburg [u.a.]
: Rieger
- Hrsg.: Frey, Michael, Büschl, Andreas
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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wird; z.b. Wenn der Vater den Brief wird geschrieben haben, so wird der-
selbe unverzüglich auf die Post getragen.
Bet diesen sechs Zetten unterscheidet man drei Hauptzeiten und
drei Nebenzeiten.
Die drei Hauptzeiten sind: Die Gegenwart (gegenwärtige Zeit), die
Vergangenheit (zweit- oder völlig vergangene Zeit); die Zukunft
(künftige Zeit).
Die drei Nebenzeiten sind: die erstvergangene (jüngstvergangene)
Zeit; die drtttvergangene (längstvergangene) Zeit; die vermischt-
künftige (künftigvergangene) Zeit.'
4) Sprechweisen sind es vier: a) die gewisse (anzeigende Art),
1>) die ungewisse (verbindende Art), e) die befehlende Sprechweise
und <1) die unbestimmte Art (Grundform).
a) Ein Zeitwort steht in der gewissen Sprechweise, wenn mit
demselben Etwas als gewiß ausgesagt wird; z. B. Der Vater schreibt.
I>) Ein Zeitwort steht tu der ungewissen Sprechweise, wenn
mit demselben Etwas als ungewiß, wünschend oder bedingend aus-
gesagt wird; z. B. Wir hoffen, der Vater schreibe; o daß er schriebe; wenn
er schriebe, geschähe es gewiß nicht umsonst.
c) Ein Zeitwort steht in der befehlenden Sprechweise, wenn
mit einem Zeitworte Etwas als befehlend, ermahnend, oder bittend
ausgesagt wird; z. B. Schreib fleißig! Wenn du jetzt nicht fleißig schreibst,
wirst du es später bereuen müssen! — Kind, schreib doch fleißig und gern;
die guten Eltern wollen es ja!
ei) Ein Zeitwort steht tu der unbestimmten Art (Grundform),
wenn es ohne alle Bestimmung der Person und Zahl Etwas aussagt;
z. B. In der Jugend fleißig lernen ist nützlich. Dem Feinde vergeben
ist edel.
Diese unbestimmte Art, welche stets auf n oder en ausgeht, woran man
sie auch erkennt, ist eigentlich der Grund, die ursprüngliche Form eines jeden
abgewandelten (angewandten) Zeitwortes; daher der Name Grundform.
Zu den Sprechweisen (den Arten der Zeitwörter) gehört auch die
Mittelart, — das Mittelwort, deßhalb so genannt,' weil es an der
Natur des Zeit- und Etgcirschaftswortes Theil nimmt — aus dem Zeitwort
gebildet und als Eigenschaftswort (Beschaffenheitswort) gebranchl wird;
z. B. der liebende Vater, das geliebte Kind; der Baum ist blühend,
der Apfel ist gepflückt.
Diese Beispiele zeigen uns, daß es zweierlei Mittelwörter gibt, nämlich:
das der Gegenwart und das der Vergangenheit. Ersteres wird
gebildet, indem mau dem Stamm deö Zeitwortes die Nachsilbe „end" —
oder der unbestimmten Art (die schon „en" oder „n" hat), ein bloses „d"
anhängt; z. B. lieben — liebend; letzteres wirb gebildet, indem man vor
dem Stamm des Zeitwortes die Vorsilbe „ge" und nach demselben „t" oder
„en" setzt; z. B. lieben, ge- lieb-t, — gehen, gegang-en. Zeitwörter,
die schon eine Vorsilbe haben, oder solche, die unzertrennbar zusammengesetzt
sind, oder die auf tren ausgehen, erhalten die Vorsilbe ge nicht; z.b. voll-
enden — vollendet; liniren — lintrt.
5) Formen sind cs zwei: a) die thätige und b) die leidende
Form.
a) Das Zeitwort steht in der thätigen Form, wenn es anzeigt,