1833 -
Stuttgart Wien
: Hoffmann Gerold
- Autor: Hoffmann, Karl Friedrich Vollrath
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
46 Zweite Abtheilung. Die Erde, als Welt für sich.
Meere in großer Menge vorhanden sind. Die Anzahl der kleinen Me-
dusen in dein olivengrünen Seewasser war unglaublich groß. Man
konnte annehmen, daß eines dieser Thierchen vorn andern etwa um */*
Zoll abstand. Hiernach kamen auf einen Kubikzoll Wasser 64, und auf
einen Kubikfuß 110.592 derselben; woraus die ungeheure Menge in
größer» Räumen sich leicht schätzen läßt."
§. 13.
Nicht überall ist die Durchsichtigkeit de- Meerwassers gleich,
und da ain stärksten, wo es nicht durch Strömungen oder Schlamm
und erdige Theile von einmündenden Flüssen getrübt wird. Im nörd-
lichen Polarmeere ist bis jetzt die größte Durchsichtigkeit angetroffen.
In einer Tiefe von 200 Fuß kann man noch Körper sehen, die nur
einige Zoll im Durchmesser haben. Don besonderer Durchsichtigkeit ist
auch die See in der Nähe der westindischen Inseln. Schöpf sagt dar-
über : „Das Wasser ist hier bis auf den Boden, bei mehr als 60 Fuß,
von der reinsten Klarheit. Das Boot schwimmt auf einer kristallnen
Flüssigkeit, in welcher es, wie in der Luft, zu hangen scheint. Wer
hieran nicht gewöhnt ist, dem schwindelt bei diesem Anblicke. Auf dem
reinsten Sande sieht man unter sich tausenderlei Gewürme, Seeigel,
Seesterne, Seeschnecken und vielartige Fische von so schönen Farben, wie
man bei diesen Thieren in Europa kaum denkbar findet.
Das brennendste Roth, das reinste Blau, Grün und Gelb, spielen
hier neben einander. Man schwebt über ganzen Waldungen von herr-
lichen Seepfianzen, von Georgonien, Korallen, Alcionen, Flabellen und
mancherlei Schwammgewächsen hinweg, die durch vielerlei Farben das
Auge nicht minder ergötzen, und von den Wellen so sanft hin und her
bewegt werden, als die schönste Vegetation eines der blumenreichsten
Gefilde der Erde. Das Auge täuscht sich in Beurtheilung der Tiefe.
Man glaubt mit der Hand Pflanzen pflücken zu können, welche bei
genauer Untersuchung mit einem Ruder von 10 Fuß Länge kaum er-
reichbar sind."
§. 14.
Eine außerordentlich schöne Erscheinung ist das Leuchten des
Meeres bei Nacht, welches zwar nicht täglich, und nicht immer all-
gemein, aber doch oft und auf großen Strecken, mehr in den südlichen,
als in den nördlichen Meeren, Statt findet. Bei bewegtem Meere zieht
das vom Winde fortgetriebene Schiff öfter rothe Furchen in die Flut,
indem das Kielwasser (d. i. die Spur, welche das die Wellen durch-
fchueidende Schiff hinter sich zurückläßt) hell glänzt. Bei windstillem,
heißem Wetter und kleinem Wellenschläge scheint zuweilen die Ober-