1833 -
Stuttgart Wien
: Hoffmann Gerold
- Autor: Hoffmann, Karl Friedrich Vollrath
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
410 Europa, Deutschland, Bewohner.
kürzt wird. So sagen sie z. B. er tabakt (für: er raucht Tabak), es
windet (für: der Wind bläset), u. s. w.
Das Mitteldeutsche, welches in den weniger gebirgigen Thei-
len Süddeutschlands und der Schriftsprache am nächsten in Sachsen
geredet wird, hat mehr Mitlauter, als das Hoch- und Niederdeutsche,
und unter den Vokalen besonders viele e. Es wird weniger aus der
Kehle gesprochen, als das Hochdeutsche, und ist weit nicht so weich und
wohllautend, als das Plattdeutsche. Da. der Landstrich, in welchem
mitteldeutsch geredet wird, so groß, und, seiner natürlichen Beschaffen-
heit nach, so verschieden ist, findet man hier sehr viele Mundarten. Die
Verkleiueruugswörter werden im Südwest (im Schwäbischen) auf le,
im Ost (im Oesterreichischen) auf el, im nördlichen Theile, in Hessen,
Thüringen und Sachsen auf chen, und in manchen Gegenden auf le
und la gebildet.
Das Niederdeutsche oder Plattdeutsche wird im deutschen
Flachlande in verschiedenen Mundarten geredet. Es ist weicher, und
wird mehr von den Lippen gesprochen, als das Mitteldeutsche und Hoch-
deutsche, hat viele Vokale und Doppellaute, nicht so viele e, als die
Schriftsprache, und ist klingender als diese. Der Infinitiv endigt sich
gewöhnlicher auf n, als auf e n ; das ei der Schriftsprache erscheint mei-
stens als ie; der Doppellaut au aus der Schriftsprache wird häufig in
u verwandelt; die Verkleinerungswörter enden in manchen Gegenden
mit ken, in manchen mit ing, z. B. Vatting, Mutting, für Vä-
terchen, Mütterchen'; die Anhangsilbe er ist im Plattdeutschen in a ver-
wandelt, z. B. Vatta, Mutta, Brora, Schwesta, für Vater,
Mutter, Bruder, Schwester; das e wird meist heller, als in der Schrift-
sprache ausgesprochen, und das g klingt in manchen Gegenden wie j,
das v und pf wie f. Im Westen, wo das Plattdeutsche mehr mit
französischen und andern Wörtern verinischt ist, weicht es am beträchtlichsten
von der deutschen Schriftsprache ab, und ist unter dem Namen: nie-
derdeutsch oder holländisch selbst zur Schriftsprache geworden.
Der Deutsche ist gerade und offen, treu und redlich, gutmüthig
und umsichtig, im Unternehmen besonnen, in der Ausführung beharr-
lich. Die Krümme, und die stavische und wälsche List und Tücke sind
ihm freind; er strebt, wie die Kraft, in gerader Bahn zum Ziel, die
Winkelzüge, Kniffe und Pfiffe vermeidend, des rechten Weges sich be-
wußt. Die leibliche und geistige Lebendigkeit, das Schnellausbrausende,
Wihige, Verschlissene seiner südlichen und westlichen Ngchbar», chat er
oben so wenig, als das Kriechende und Demüthige der Slaven. Er
ist dagegen gemüthveller, ernster, fester und gründlicher in seinem Thun,