1833 -
Stuttgart Wien
: Hoffmann Gerold
- Autor: Hoffmann, Karl Friedrich Vollrath
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
f
Europa, Deutschland, Erzeugnisse. 413
»en Lande ist, je nachdem der Boden mehr aus Acker- oder Waide-
land besteht, die Viehzucht dem Ackerbau unter-, seltener über-, mei-
stens nebengeordnet. Hier wird die Viehzucht mehr künstlich betrie-
den, und inan sucht die schlechteren Diehrassen durch bessere zu ver-
edeln.
Wo der Boden es nur gestattet, und den Fleiß des Landmannes
lohnt, da ist der Ackerbau in Deutschland mehr oder weniger in blü-
hendem Zustande. Im nordöstlichen Deutschland wird er inehr im
Großen, im südwestlichen mehr im Kleinen getrieben, und hier nähert
er sich dein Gartenbau. Man bearbeitet in Deutschland den Boden
mit dein P fluge (wovon es verschiedene Arten giebt), den Pferde,
Ochsen oder Kühe ziehen, oder mit dem Haken, «lnem dem Pfluge
ähnlichen, besonders im nördlichen Deutschland üblichen, Ackergeschirr
ohne Räder, welches von Ochsen gezogen wird, und in Süddeutschland
sehr selten ist, oder mit dem Karste (einer meist zweizinkigen Hacke),
der nur in gebirgigen Gegenden gebräuchlich, daher im Flachlande meist
unbekannt ist, und mit der Egge. Kleinere Stücke Feldes (besonders
die Gärten) werden mit Spaten umgegraben oder mit dem Karste um-
gehackt, und mit dein Rechen (der Harke) geebnet.
Der Gartenbau ist im Mittlern und südlichen Deutschland viel
stärker, als in Norddeutschland; doch trifft man hier, selbst bei kleine-
ren Städten, viel mehr schön angelegte Gärten.
Weinbau wird, wie aus der Seite 273 angegebenen Gränze
des Weinstocks hervorgeht, in Süddeutschland getrieben, doch sind hier-
von die Gebirge und hochliegenden Landschaften und Thäler auszuneh-
men; so wächst im südlichen, hochliegenden Würtemberg, von welchem
da» Wasser in die Donau fließt, und in dem Theile Baierns, welcher
zum Donaugebiete gehört, kein Wein. Dagegen gedeiht er in Oester-
reich in den Donaugegenden.
» Die Leinwandfabrikation ist in Deutschland sehr stark, und
beim österreichischen Staate S. 347 zum Theil schon berührt. Im
preußischen Staate mögen 210.000 Webestühle vorhanden sein, von de-
nen etwa 45.000 fabrikmäßig arbeiten. In Schlesien beschäftigen sich
fast drei Viertheile der Einwohner, mehr oder weniger, mit der Spin-
nerei, sodann ist die Leinwandfabrikation stark in der Provinz Nieder-
rein. Im Königreiche der Niederlande wird seit lange ganz vorzügliche
Leinwand, in Brabant, Flandern und Hennegau gemacht, und aus
feinem Garn werden vortreffliche Spitzen geklöppelt zu Brüssel, Me-
cheln, Brügge, Kortryk, W"n u. f. w. Leinene Bänder und Zwirn
liefern Hartem, Herzogenbufch, Gent und Brügge viel. Segeltuch wird