1833 -
Stuttgart Wien
: Hoffmann Gerold
- Autor: Hoffmann, Karl Friedrich Vollrath
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
536
Asia, das asiatische Rußland.
Die Kleidung richtet sich nach der Wohlhabenheit der Einzelnen.
Ein Hemd aus Leinwand, ein anliegendes Unterkleid aus halbseidenem,
buntgestreiftem Zeuge, lange Beinkleider aus Leinwand oder Zitz,
Strümpfe aus gelbem oder grünem Saffian, Pantoffeln mit niedrigen
Absätzen, ein buntes Oberkleid aus Bauinwolle oder Seide, welche-
mit unfern Schlasrvcken Aehnlichkeit hat, und ein mit Gold gesticktes
Käppchen, über welchem der Turban ist, gehören zur Kleidung des
Mannes. Die Armen auf dem Lande tragen an Statt des Turban-
eine Pelzmütze und im Winter, oder bei schwerer Arbeit, auch einige rus-
sische Kleidungsstücke. Der Bart wird nicht geschoren, dagegen der
Kopf rasirt. Die Hemden der Weiber, welche meistens roth und von
Baumwolle oder Seide sind, haben lange Aermel, die bis über die
Hände herabhängen, die Beinkleider sind weit, die Strümpfe von Le-
der und darüber werden Pantoffel getragen. Ueber dem Heinde ist ein
buntes Oberkleid. Ihre schönen, weißen Zähne färben die Weiber
schwarz, und die Nägel roth.
Die Häuser der seßhaften Tataren sind größtentheils aus Holz
und so eingetheilt, daß die Hausflur in der Mitte und auf jeder Seite
derselben ein Wohnzimmer ist. In dem einen Zimmer halten sich die
Männer, in dem andern die Frauenzimmer auf. Auf den breiten
Bänken, welche ringsum in den Zimmern stehen, liegen Teppiche
und Matten oder Kissen, auf denen man sitzt und schläft. Bei den armen
Familien, welche nur ein Zimmer haben, sind die Sitze des weiblichen
und männlichen Geschlechtes durch einen Vorhang von einander geson-
dert. Der Ofen ist mit einem Schornstein versehen. Bei den Armen
sind die kleinen Fenster mit geöltem Papier verklebt, bei den Wohl-
habenderen findet man die Fensterscheiben aus Marieenglas oder Glas.
Die nomadisirenden Tataren wohnen in Zelten oder Jurten,
welche aus Stangen bestehen, über die Schilfmatten und Filzdecken
angebracht werden. Aber in der Mitte hat die Jurte ein Loch, welches
die Stelle de- Schornsteins und der Fenster vertritt.
Die Kirghisen oder Kirghiskaisaken, welche sich selbst Sa-
ra kaisaken, d. i. Wüstenkosaken, nennen, sind tatarischer Abkunft und
leben im Nordosten des kaspischen Sees und des Aral Sees. Von
den drei Horden ist die große, welche nicht unter Rußlands Ho-
heit steht, die östlichste, die kleine, welche im Norden des kaspischen
Sees und östlich vom Uralflusse ist, die westlichste, und zwischen bei-
den, im Norden des Aralsees, die mittlere Horde. Die kleine und
mittlere Horde werden auf 60.000 Familien geschätzt. Sie sind mittel-
groß und von inehr schlankem und hagerem, als untersetztem Wüchse.