1833 -
Stuttgart Wien
: Hoffmann Gerold
- Autor: Hoffmann, Karl Friedrich Vollrath
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Asia, das asiatische Rußland.
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er eine zahlreiche Familie hat, Achtung, und nehmen Rath und Ermah-
nungen, aber keine Befehle und Strafen von ihm an.
Die Korjäken, welche im Jahr 1822 nur noch etwa 1.400 Köpfe
stark waren, gehören zum mongolischen Menschenschläge, sind klein, ha-
den eine kurze Nase und einen großen Mund, dünnen Bart, lange
Augenbraunen und dunkle Haut. Sie wohnen zwischen dem Anadir, dem
Meere und Kaintschatka und theilen sich, wie die Tschuktschen, in Um-
herziehende und Ansäßige, von denen diese in großen, bedeckten Erd-
hütten, jene unter Jurten, die mit Häuten bedeckt sind, leben. Die
Nomaden beschäftigen sich mit der Jagd, die Ansäßigen mit der Renn-
thierzucht; Fischerei treiben sie weniger, als ihre Nachbarn. Die Kor-
jäken sind aufrichtig und gastfrei, muthig und kriegslustig und unter-
einander treu, wenn sie gleich einen Diebstahl, am Fremden begangen,
eben für kein Laster halten. Sie glauben an zwei höchste Gottheiten,
von denen die eine gut, die andere böse ist, die aber beide gleich stark
sind. Vom Leben nach dem Tode meinen sie, daß es in einer unun-
terbrochenen Glückseligkeit bestehe. Ihre Geistlichen sind, wie alle Scha-
manen der heidnischen Völker des nördlichsten Asias, zugleich Aerzte,
Wahrsager und Zauberer.
Die Kamtschatka er, welche zum mongolischen Menschenschläge
gehören, sind klein, haben einen dicken Kopf, ein breites, flaches Ge-
sicht mit hervortretenden Backenknochen, kleine (häufig entzündete) Au-
gen, dünne Lippen und wenige, schwarze, Haare. Sie haben in der
neuern Zeit nach und nach russische Sitten und Gebräuche angenom-
men, haben aber nicht viel Lust zu Ackerbau und Viehzucht, sondern
treiben lieber, wie früher, Jagd und Fischerei. Sie sind jetzt fast alle
Kristen, lieben aber die Russen, weil sie von den Beamteten oft hart
behandelt und arg gedrückt werden, so wenig, daß sie sich oft entleiben,
weil sie der Meinung sind, daß diesem Leben ein glücklicheres folge
und es dort keine Russen gebe. Ihre Anzahl ist nicht groß, denn ganz
Kaintschatka hat kaum 5.000 Einwohner, von denen noch ein Theil
aus Russen, Korjäken und Jakuten besteht.
Die Jakuten, die vorzugsweise im Gebiete der Lena und im nörd-
lichsten Asia wohnen, sind tatarischer Abkunft und reden eine tatarische
Mundart. Sie haben mittlere Größe und einen starken Wuchs, ein ma-
geres, plattes Gesicht, wenig Haar und kleine Augen. Ihre Wohnungen
sind den oben beschriebenen, der Völker des nördlichen Asias ähnlich, und
in die Fensterlöcher werden Eisscheiben, oder Blasen, auch geöltes Pa-
pier und Marienglas eingesetzt, weßhalb im Innern selbst bei Tage
wenig Helle ist. Auf dem Herde (in der Mitte) wird fortwährend