1833 -
Stuttgart Wien
: Hoffmann Gerold
- Autor: Hoffmann, Karl Friedrich Vollrath
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
I
Asia, da- asiatische Rußland. 548
türkische Mundart reden, sind tatarischer Abkunft und treiben Ackerbau,
Viehzucht und Jagd.
Die Aleuten sind den Bewohnern von Kamtschatka sehr ähnlich,
sehr schmutzig, und nähren sich von Jagd und Fischfang. Eben so
die Kurilen.
In dem Theile des russischen Asias, welches im Süden des Kau-
kasus liegt, wohnen mehre verschiedene Völkerschaften.
Die Georgier, oder Grusier, welche für Nachkommen der alten
Tataren gehalten werden, sind von den jetzigen Tataren, sowohl in
Sprache, als in Sitten, sehr verschieden, bekennen sich zur griechischen
Kirche, sind streitsüchtig, verrätherisch, raublustig und sehr abergläu-
bisch. Die Adeligen, welche ihre Leibeigenen hart bedrücken, ahmen den
Persern nach.
Die Osseten, die sich selbst Jrvn nennen, gehören zu den vielen
halbwilden Völkern, welche den Kaukasus bewohnen, von denen einige
noch ganz unabhängig unter eigenen Oberhäuptern leben, andere von
Rußland geschützt werden, und demselben dafür Tribut entrichten. Sie
sind von mittelgroßem Wüchse, kräftig und ziemlich gut gebaut, breit-
schulterig und fleischig, doch selten dick. Sie haben gewöhnlich blaue
Augen und blonde oder röthliche Haare. Schwarze Haare sind selten.
Die Osseten sind ganz unabhängig, leben größtentheils in einzelnen Häu-
sern oder Dörfern (welche sie Gau nennen) zerstreut, genießen Vrod
und Kuchen aus Getraide, und Rind- und Hammelfleisch. Die Armen
essen auch Schweinefleisch. Obgleich sie gewöhnlich Flußwasser trinken,
brauen sie doch auch Gerstenbier, und bereiten, aus Gerste und Rog-
gen, Branntwein, und ein gegohrenes Getränk aus Roggengrütze, wel-
che» Busa genannt wird. Außer den gewöhnlichen Getraidearten
bauen die Osseten auch Mais, Bohnen, Erbsen, Gurken, Taback und
Hanf, und treiben, neben dem Ackerbau, Viehzucht. Vorzüglich halten
sie Schafe, für welche sie in Jmerethi und Grusien Leinwand, Baum-
wollenwaaren und Seidenzeug, Gefäße, Werkzeuge und Salz ent-
täuschen. Obgleich sie gewöhnlich mit Flinten bewaffnet sind, wissen
sie dessen ungeachtet Bogen, Pfeile und Dolche zu gebrauchen. Bei
den geschwätzigen, zanksüchtigen und lärmmachenden Osseten soll die
Blutrache so tief eingewurzelt sein, daß noch nach vielen Jahren der
Ermordete gerächt wird.
Die Kurden und Turkinanen beschäftigen sich mit der Pferde-,
Rmdvieh-, Schaf- und Ziegenzucht und sind Nomaden.
Die Armenier, treiben Ackerbau, Obstbau, Weinbau und Handel.