Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 158

1909 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
158 kularinteressen waren mehr in den Hintergrund gedrngt. In jenen schnen Frhlingstagen des flpril wehte es wie kaiserliche Luft durch die wetten deutschen Gaue. Die groen Ideen des Kaisertums, uralte Erinnerungen von der Herrlichkeit deutscher Nation bewegten die Geister und stimmten wunderbar feierlich, als ob der alte Barbarossa, der im Uysshauser am Steintisch schlft, eben erwachen wollte und die unsichtbaren Tore des Berges schon ausgingen. flm 18. Mai wurde die Versammlung, die man abwechselnd Nationalversammlung, Reichstag und Parlament nannte, in der Paulskirche ,u Frankfurt a. m. erffnet. Sie zahlte damals schon der 300 Mitglieder, die sich spter auf der 500 ergnzten. Die Mehrheit gehorte den Konstitutionellen, nur eine Minderheit war demokratisch. Zum Prast-denten wurde Heinrich von Gagern gewhlt, der damals vorzugsweise der (Edle" hie. Man blieb bei dem Beschlu des Vorparlaments stehen, nach welchem das Vereinbarungsprinzip ausgeschlossen wurde und die Der-fammlung allem die deutsche Verfassung machen sollte ohne irgendeine Einmischung oder Widerrede von feiten der Fürsten. Sofern das Parlament selbst die Exekutivgewalt nicht bernommen hatte und kein regierender Konvent sein wollte, aber auch der alte Bundestag im hchsten Grade unpopulr war, tagte man lange und eifrig der eine provisorische Exekutive. Inzwischen wurden im stillen Unterhandlungen gepflogen, und infolgedessen schlug Gagern einen provisorischen Reichsver-weser vor. Er tat, wie er selber sagte, einen khnen Griff, indem er der National-Verfammlung riet, diesen allein, ohne Anfrage bei den Fürsten, zu whlen, und zugleich den Erzherzog Johann als den passendsten Kandidaten fr die gedachte Wrde bezeichnete. Der Erzherzog wurde gewhlt, weil er und obgleich er ein Erzherzog war. Der Reichsverweser wurde nur provisorisch bis zur Wahl des definitiven Reichsoberhauptes ernannt. Er erbte die Funktionen des Bundestags, welcher als solcher aufhorte, flm 11 Juli hielt der Erzherzog seinen Triumpheinzug tn Frankfurt und am folgenden Tage der Bundestag feine letzte Sitzung, indem er feine Gewalt dem neuen Reichsverweser bertrug. In der Zwischenzeit begann das Parlament Verhandlungen der die deutschen Grundrechte, die der knftigen Reichsnerfaffung zugrunde gelegt und eine Magna Charta fr die Nation werden sollten. Damit wurden die Schleusen fr einen unendlichen Strom von doktrinren Reden auf- gezogen. tm Oktober beraten, aber erft am 21. Dezember allgemein verkndet, verbrgten die Gleichheit aller Deutschen vor dem Gesetz, Abschaffung aller Standesvorrechte, gleiche Wehrpflicht, Freizgigkeit. persnliche Freiheit, hausrecht, Prefreiheit, Lehrfreiheit Gleichheit aller Kulte, Trennung der Schule von der Kirche, vereinsrecht, versamm-lungsrecht, Schwurgerichte, ffentlichkeit und Mndlichkeit, Abschaffung aller buerlichen Lasten, alles Lehnsverbandes, der Fideikommie, der Todes-strafe.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer