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1. Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 261

1909 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
261 ihn zu bitten, nicht wieder verloren und fhle, wenn nicht Frieden, doch vertrauen und Lebensmut in mir, wie ich sie sonst nicht mehr kannte. Welchen Wert Sie dieser erst zwei Monate alten Hegung meines Herzens beilegen werden, wei ich nicht; nur hoffe ich, soll sie, was auch der mich beschlossen sein mag, unverloren bleiben; eine Hoffnung, die ich Ihnen nicht anders habe bekrftigen knnen, als durch unumwundene Offenheit und Treue in dem, was ich Ihnen, und sonst nioch niemandem, hier vorgetragen habe, mit der berzeugung, da Gott es den Hufrichtigen gelingen lasse. Bismarck, b) Charakter Fürst Bismarcks. v. St)bel, Die Begrndung des Deutschen Reiches. Mnchen 1901. Gldenbourg. Bismarck stand im Jahre 1851 mit 36 Lebensjahren in der vollen Blte des krftigsten Mannesalter. (Eine hohe Gestalt, welche die Mehrzahl der Menschenkinder um eine Kopfeslnge berragte, ein gesundheitstrahlendes Antlitz, ein von Geist belebter Blick, in Mund und Kinn der klusdruck unbeugsamen Willens, so erschien er damals den Zeitgenossen, in jedem (Besprche erfllt von eigenartigen Gedanken, farbigen Bildern, frappanten Wendungen, von gewinnender Liebenswrdigkeit im geselligen, von schneidender berlegenheit im geschftlichen Verkehr. Sein Bildungsgang war grtenteils der eines Autodidakten gewesen; die frische Ursprng-lichkeit seiner Natur hatte er weder durch mechanische Schulung noch durch uerlichen Dienstzwang einschnren oder umschleifen lassen. Huf der Universitt hatte er bald den Besuch langweiliger Vorlesungen aufge-geben und als flotter Korpsbursche alle Freuden der akademischen Frei-heit grndlich genossen. Hb er sein Dasein ging nicht, wie bei so vielen, im Korpsdienst auf und unter, um dann in geistlosem Philistertum hinzuschleichen: sondern kein Tag erschien, an dem er nicht nach lehrreicher und anregender Lektre gegriffen und den aufstrebenden Gedanken Nahrung und Erfrischung geboten htte. Schon als Knabe hatte er eifrig Geographie getrieben, welche Wissenschaft sich damals noch nicht zu der modernen Vereinigung von Fragmenten aller Naturwissenschaften entfaltet hatte, sondern sich wesentlich mit der Verteilung und den ueren Zustnden der Menschen in den verschiedenen Lndern befate: Bismarck pflegte gern zu erzählen, wie frh ihm durch grndliches Studium der Karte von Deutschland mit ihrem Farbenreichtum von 39 verschiedenen Landesgrenzen die (Erkenntnis der Naturwidrigkeit eines solchen Gebildes aufgegangen sei. vor allem aber widmete er sich, wie nach einem Vorgefhl des knftigen Wirkens, historischen Studien. Nach der eigenen, weiteren Er-fahrung sprach er den Grundsatz aus, fr jeden Staatslenker sei ein richtig geleitetes Studium der Geschichte die wesentliche Grundlage des Wissens; hier allein sei zu lernen, was bei der Verhandlung mit anderen Staaten in jeder Frage erreichbar sei; in der Fhigkeit aber, die Grenzen des (Erreichbaren zu erkennen, sei die hchste Hufgabe der diplomatischen Kunst bezeichnet. Sein ganzes spteres Leben bildet einen praktischen Kommentar zu
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