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1. Ausgewählte Abschnitte der Weltgeschichte, Einführung in die geschichtliche Lektüre - S. 205

1916 - Düsseldorf : Schwann
— 205 — heim an den kalten Herd. Auch Schutz gegen die vielfältigen Gefahren des Betriebes kannte man noch nicht. So hatte und war der Arbeiter nichts, und es ging ihm, wie einst im alten Rom den Angehörigen der sechsten Klaffe, die dem Staate nur mit ihren Kindern (latem, proles) dienen konnten: er war Proletarier. Allmählich entwickelte sich so in den arbeitenden Massen eine gereizte Stimmung: zunächst gegen die Arbeitgeber, dann aber auch gegen die Übermacht des Kapitals und die gesellschaftlichen Zustände überhaupt. 2. Der Sozialismus. „La propri6t6 c'est le vol", Eigentum ist Diebstahl: unter dem Feldgefchrei dieses furchtbaren, von Proudhon verkündeten Satzes führte der Gegensatz des Arbeiterstandes zum Unternehmertum zuerst in Frankreich zu den Umsturzbestrebungen des sogenannten Sozialismus, der in der „roten" Februarrevolution von 1848 drohend seine Faust gegen den Staat erhob. Man versteht darunter das Streben nach Übernahme aller wirtschaftlichen Güter und Erwerbsmittel, z. B. Grund und Boden, Fabriken und Bergwerke, Rohstoffe und Verkehrsmittel, durch die „Gesellschaft", d. H. den Staat; das P riv a t eigentum an diesen Gütern soll also in Staats eigentum verwandelt werden. Daß eine solche Umwälzung der menschlichen Natur widerspricht, die das Recht des persönlichen Besitzes und Erwerbes verlangt, sieht die sozialistische Lehre nicht ein. Aber die urteilslose Masse ließ sich von ihren Lockungen betören. Einen verhängnisvollen Einfluß auf den Geist der erregten Massen übten die Schriften des Rheinländers Karl M a r x in London, dem in dem tollen Jahre 1848 der heimische Boden zu heiß geworden war. Er wollte nicht erkennen, daß von der Einsicht und Umsicht des Unternehmers das Gedeihen des Geschäfts ausgeht, und sah im Gewinne der Fabrik nichts anderes als die Frucht des sauren Schweißes der Arbeiter; diesem gehöre daher ein Anteil am Gewinne. Auch der nach einer Führerrolle strebende Ferdinand L a s s a l l e blendete durch seine Aufrufe den Arbeiterstand. Er müsse sein eigener Unternehmer sein, um die Güter, die er erzeugen helfe, unter seine Glieder zu verteilen; dazu die Mittel zu gewähren, sei die Pflicht des Staates, der Gesellschaft. Welch gleißende Lehren! Lassalle brachte 1863 die Gründung eines „Allgemeinen deutschen Arbeitervereins" zustande; er sollte eine politische Partei werden und auf dem Wege des allgemeinen direkten Wahlrechtes in die Landtage der deutschen Staaten eindringen. Die Bestrebungen des Sozialismus fingen nun an, sich mit demokratischen, d. H. auf den reinen Bolksstaat gerichteten
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