1914 -
Nürnberg
: Korn
- Autor: Spörl, Christian
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Der Schutz gegen Feuersgefahr war ungenügend. Anlagen und
angenehme Spazierwege waren nirgends vorhanden. Nahe bei der
Stadt fand man Plätze zum Weiden des Viehes oder Schutthaufen.
Die Bewohner der alten Stadt (Bürger) waren meist vornehme
Kaufherrn oder Handwerker und kleine Kaufleute.
Waffen aller Art, Harnische, Schwerter, Büchsen, dann Kupfer-
und Zinngeräte, Schmuckgegenstände, Uhren, Brillen, besonders auch
Znckerwaren wurden von den Nürnberger Handwerkern aufs beste
hergestellt und im ganzen Land gerne gekauft. (Nürnberger Tand
geht durch's ganze Land.)
Die Kaufherren brachten die in der Stadt gefertigten Waren
mit ihren Wagen in die fernsten Gegenden. Manche Bürger sind so
zu großem Reichtum gekommen, konnten vornehm leben und wohnen.
Von weither wurden aber auch in großen Wagenzügen fremde
Waren aller Art, besonders Gewürz, Seidenstoffe, Tuch, Teppiche,
Korn in die Stadt gebracht und hier verkauft. Man kannte in
dieser Zeit noch nicht die glänzend ausgestatteten, hell beleuchteten
Läden wie heute, sondern begnügte sich mit einfachen, schmucklosen
Verkaufslokalen. Für die in die Stadt eingeführten Waren mußte
eine Abgabe (Zoll, Maut) entrichtet werden.
Unter den Nürnbergern Bürgern haben sich manche durch be-
sondere Geschicklichkeit, Kunstfertigkeit und Gelehrsamkeit ausgezeichnet
und mau bewundert noch heute ihre Werke. (Der Maler Albrecht
Dürer, der Bildhauer Adam Kraft, der Erzgießer Peter Bischer,
der Bildschnitzer Veit Stoß, der Erfinder der Taschenuhren Peter
Henlein, der Meistersinger Hans Sachs, der Seefahrer Martin
Behaim.)
Den Reichtum, den sich die Nürnberger durch ihre Tüchtigkeit
erwarben, gönnten ihnen die Ritter nicht, die ringsumher im Laude
ihre Burgen hatten und einfacher leben mußten als die Bürger in
der Stadt. (Spottname Pfeffersäcke.) Sie suchten diese deshalb
auf alle mögliche Weise zu belästigen. So verlangten |ie für die
Durchfahrt der Wageuzüge durch ihr Gebiet Geld oder Waren.
Oft nahmen sie den Kausteuten gewaltsam ihre Waren weg und