1868 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Europa
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Allgemeine Einleitung.
Noch bis in die ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung wurde die
Kugelform geleugnet, und doch hätte die mit einigem Nachdenken verbundene
Anschauung die Menschen auf die richtige Ansicht, wenigstens von einer
überall gekrümmten Oberfläche führen können. In einer weiten Ebene und
besonders ans dem Meere erblickt man von entfernten, erhabenen Gegen-
ständen nur den Gipfel ,: von einem sich nähernden Schiffe sieht man zuerst
nur die Spitzen der Masten, und das Uebrige kommt erst nach und nach
zum Vorschein, so wie das Schiff sich immer mehr nähert. Wäre die Erde,
und also auch das Ale er, eine Ebene, so müßte man, auch in der größten
Entfernung, so weit nur das Auge reicht, stets das ganze Schiff, erst
schwächer, dann deutlicher erblicken. Der runde Gesichtskreis auf großen
Ebenen, allüberall auf der Erde, spricht ebenfalls fitt eine rundliche Form.
Eben so müßten, wenn die Erde eine ebene Fläche wäre, die Gestirne, na-
mentlich die Sonne für alle Länder der Erde, die kleinen Unebenheiten von
Berg und Thal abgerechnet, zu gleicher Zeit auf- und untergehen, was
doch bekanntlich nicht der Fall ist; auch läßt sich überhaupt eine Verände-
rung in den Gestirnen, ein Verschwinden oder Hervortreten von Sternbil-
dern bei weiteren Reisen von Norden nach Süden, nur durch eine gekrümmte
Oberfläche erklären. Endlich hätte, wie wir weiter unten sehen werden,
jede Mondsittsterniß die Kugelgestalt der Erde entschieden lehren können.
Als weitere Beweise für die runde Gestalt kann man noch die Reisen um
die Erde im Ganzen in ein und derselben Richtung und (nach der Analogie)
die Kngelform der übrigen Weltkörper unseres Sonnensystems anführen.
Die Erde ist aber, wie schon gesagt, keine vollkommene Kugel, sie ist
an zwei entgegengesetzten Stellen (den Polen, s. S. 39) etwas abgeplattet,
und dieser Umstand, der nur durch sehr genaue Messungen und Berech-
nungen gefunden werden konnte, ist daher auch erst seit etwa hundert Jah-
ren völlig ausgemacht worden. Alle größeren Planeten sind eben so und
zum Theil noch viel stärker abgeplattet als die Erde. Es ist dies eine
nothwendige Folge ihrer Umwälzung um sich selbst, wenn man annimmt,
daß diese Körper einst flüssig gewesen. Beim Jupiter ist die Abplattung
am stärfften ((/,7), die Rotation erfolgt aber auch ungleich schneller, als
die der Erde, nämlich in weniger als 10 Stunden. Bei der Erde ist
diese Abplattung nicht bedeutend; denn der Unterschied des größten und
des kleinsten Durchmessers beträgt nur 21876 Toisen (ober 5% geographische
Meilen), oder die Abplattung etwa '/230. Die verschiedenen Rechnungen,
durch welche man zur Kenntniß dieser abgeplatteten Form gekommen ist,
scheinen übrigens zu beweisen, daß die Erde kein völlig regelmäßiges
Sphäreid ist, sondern daß sich die wirkliche Oberfläche an manchen
Stellen wellenförmig hebt und senkt; jedoch sind diese Abweichungen nicht
beträchtlich. Eben so wenig verändern die Gebirge die Grundgestalt merk-
lich, da der höchste Berg ans der Erde nur den '/, 488 Theil ihres Durch-
messers ausmacht und sich also zur Erde wie ein Sandkorn von kaum '/*
Linie Dicke zu einer Kugel von 2‘A Fuß Durchmesser verhält.
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