1868 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Europa
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Allgemeine Einleitung.
einem der großen Weltmeere, durch die Feuchtigkeit oder Trockenheit des
Bodens, die Nähe und Richtung von Gebirgen, Bedeckung der Oberfläche
mit Wäldern, Morästen oder wüstem Sande u. s. w.
Die gewöhnliche Ansicht, als ob Klima gleichbedeutend mit der Wärme
oder Kälte eines Ortes sei, ist mindestens sehr unbestimmt. Ueberall ist
man auf diejenigen Veränderungen in der Atmosphäre am aufmerksamsten,
welche am meisten in die Angen fallen und namentlich auch in ihren Folgen
in dem Leben der organischen Geschöpfe sichtbar werden. Daher kommt es
denn, daß man die so wichtigen, aber ohne Barometer und Hygrometer
unmerklichen Veränderungen im Luftdruck und im Dampfgehalt der Atmo-
sphäre gewöhnlich übersieht und nur der Wärme, oder höchstens noch den
Niederschlägen und den Winden besondere Aufmerksamkeit schenkt, deren
Veränderungen unmittelbar wahrgenommen werden können. In der heißen
Zone, wo alle Witterungserscheinnngen in seltener Weise regelmäßig ein-
treten, kümmert man sich wenig um die Temperatur, denn das Thermo-
meter zeigt fast jeden Tag denselben Gang; aber die Niederschläge, Anfang
und Ende der Regenzeit, das Schwächerwerden des Passats oder der Wechsel
der Monssons erregt hier das allgemeinste Interesse, denn davon hängt die
Fruchtbarkeit des Jahres ab. Daher theilt der Bewohner der heißen Zone
sein Jahr nicht in Winter und Sommer, sondern in trockne und nasse
Jahreszeit, in die Zeit der Sonne und der Wolken, oder in die Zeit
des No* und F1p-Monssons; für ihn ist der Niederschlag das Haupt-
element des Klimas. Entfernen wir uns weiter vom Aequator, so wird das
Wetter veränderlicher, unbeständiger und scheinbar ganz regellos*). Dabei
zeigt sich vorzugsweise ein größerer Gegensatz der Wärme zu verschiedenen
Zeiten des Jahres, und da Niederschläge hier an jedem Tage im ganzen
Jahre fallen können, so hat man hier nämlich in der gemäßigten Zone
nicht mehr die Feuchtigkeit, sondern die Wärmeverändernngen im Jahre
als das wesentlichste Element des Klimas hervorgehoben und danach das
Jahr in die 4 (physischen) Jahreszeiten abgetheilt, welche in den
Polarländern sich wieder zu zweien zusammenziehen, indem der Winter
einen weit längeren Zeitraum anhält, als in niedrigeren Breiten, und so
unsere schönen Uebergangsjahreszeiten (Frühling und Herbst) in sich aufnimmt
und verschwinden läßt. — Die Ausdrücke feuchtes und trocknes, warmes
und kaltes Klima, welche an sich leicht verständlich sind, haben nur einen
relativen Sinn. In warmen Gegenden ist in sogenannter trockner Luft
mehr Feuchtigkeit enthalten, als in der feuchten Luft der kalten Polarge-
*) Mit fccm Klima hängt das Wetter oder die Witterung zusammen. Wir
nennen es bald warm, heiter, angenehm, beständig, schön n. s. w., bald kalt, trüb,
nebelig, unbeständig, stürmisch, häßlich u. s. w. In gewissen Gegenden der Erde
herrscht eine regelmäßige, periodische Witterung, in unseren Gegenden ist sie bekanntlich
sehr veränderlich. Daher beginnen wir unsere Gespräche gewöhnlich mit dem Wetter;
ans den Marqnesasinseln fehlt es an Stoff dazu. Die Hauptnrsachen, welche das
Wetter bei uns bestimmen^ sind ‘
Temperatur der Luft
Wetterpropheten gelten
die Bewohner auf das
„Hat der Niesen (oder der Pilatus) einen Degen, so giebt cs Regen; hat er einen
Hut, so bleibt das Wetter aut."