1868 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Europa
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Allgemeine Einleitung.
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höheren Grad von Geschmacklosigkeit. Den verschiedenen Gehalt an festen
Stoffen kann man leicht finden, wenn man eine gleiche Menge von beiden
an der Luft stehen und verdunsten läßt, wo sich beim Brunnenwasser am
Gefäße ein starker, weißlicher Ueberzug absetzt (im Großen beim Destilliren
Pfannenstein genannt), beim Regenwasser dagegen kauin eine Spur davon
zeigt. Das süße Wasser verdampft, wie alles Wasser, so lange die Luft
nicht mit Dampf gesättigt ist. Bei weitem den meisten Dampf liefert aber
die große Fläche der Meere, und indem derselbe wieder ans der Luft in
flüssiger oder fester Gestalt herabfällt, erzeugt und speist er die Gewässer
des Festlandes. Die Stärke der Verdunstung hängt, wie wir bei der Luft
bereits angeführt haben, von der Wärme und der bereits in der Luft vor-
handenen Feuchtigkeit ab, ist also in verschiedenen Gegenden sehr verschieden.
Um nun nachzuweisen, daß das ans der Luft herabfallende Wasser wirklich
nicht hinreicht, die Wassermasse, welche wir in Quellen und Flüssen so
beständig fließen sehen, zu unterhalten, hat man z. B. fiir England be-
rechnet, daß hier der jährliche Niederschlag 34 % Par. Zoll, und daß die
auf ganz England im Jahre herabfallende Wassermenge nicht weniger als
4 % Cubikmeile einnimmt; nun schätzt man die Wassermenge, welche jährlich
von den Flüssen Englands ins Meer geführt wird, etwa auf l’/2 Cubik-
meile, und diese würde ganz England etwa 12% Zoll hoch bedecken; also
bleibt noch ein Ueberschuß des Niederschlags von etwa 23 Zoll und dieser
geht wieder fast ganz genau durch die Verdunstung des feuchten Erdbodens
verloren. Wenn eine solche Berechnung auch nur annähernd geführt werden
kann, so ergiebt sich doch schon hieraus mit großer Zuverlässigkeit, daß man
nicht genöthigt ist, zu großen Umwälzungen im Innern der Erde oder zum
Aufbrechen großer Wasserbehälter im Innern der Erde seine Zuflucht zu
nehmen, um die Entstehung der Quellen oder die Anschwellungen der Flüsse
zu erklären. Dieser Zusammenhang der Wassermenge der Flüsse mit den
Niederschlägen ergiebt sich noch bestimmter, wenn wir auf den veränderlichen
Stand der Flüsse zurückkommen werden. Wenn Regen fällt, so wird die
ganze obere Schicht mehr oder weniger tief von Wasser durchdrungen; ein
Theil davon geht dann wieder durch Verdunstung in die Luft zurück, ein anderer
zieht sich in die Tiefe und sammelt sich dabei in Spalten und hohlen Räumen
an, bis er endlich auf undurchdringliche Erd- oder Felsmassen trifft und
sich von hier aus durch Klüfte weiter bewegt. Tritt eine solche Kluft ir-
gendwo an die Oberfläche, so kommt hier das Wasser zum Vorschein und
eine solche Stelle nennen wir eine Quelle (Spring, Born, Brun-
nen). Bricht eine Quelle am Meeresboden hervor, so entsteht eine unter-
seeische Süßwasserquelle, wie z. B. im Golf von Tarent und anderwärts.
Man hat früher das Eindringen des Wassers in größere Tiefen bezweifelt;
aber eine Menge von Erfahrungen widerlegen diese Zweifel, namentlich steht
die Feuchtigkeit, welche man im Innern der Gebirge, in Bergwerken, an-
trifft, im deutlichsten Zusammenhange mit der Menge des an der Ober-
Viele geben stets dieselbe
fläche gefallenen Regens.
Die meisten Quellen fließen beständig.
Wassermenge und heißen deshalb gleichförmige; sie haben ihren Ur-
sprung in Tiefen, wo der Wechsel im Niederschlage am Boden keine merk-
liche Aenderung in der Wasserfttlle der Adern oder Spalten äußern kann,