1868 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Europa
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Allgemeine Einleitung.
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Die Schichten, welche auf die Kreide folgen, bilden das tertiäre
Gebirge, welches in untere, mittlere und obere Formation getheilt und
von dem Diluvium bedeckt wird. In der Umgegend von Paris besteht
dasselbe (bei 500' Mächtigkeit) zu unterst aus plastischem Thon, der aus
Süßwasser gebildet worden; dann folgt ein im Meere entstandener Kalk
(Grobkalk), nun wieder eine Süßwasserbildung von Kalk, Gips, Knochen-
lagern und Mergel; dann nochmals eine ans Mergel, Meersand, Sand-
stein und Kalkstein bestehende Meerbildung, und endlich wiederum Süß-
wasserbildungen, besonders Mühlstemquarz und Mergel. In der Periode,
in welcher das Tertiärgebirge dieses Beckens abgesetzt wurde, scheint also
die Gegend von Paris dreimal lange Zeit vom Meere bedeckt gewesen zu
sein und dreimal unter süßem Wasser gestanden zu haben. Aehnliche Ver-
hältnisse, nur mehr oder weniger abgeändert, scheinen auch in anderen Ge-
genden stattgefunden zu haben; nach der Bildung des Grobkalks und Süß-
wassergipses kommen als sehr verbreitetes Glied die Bänke von Mo-
lasse und Nagelst ne (z. B. am Alpensaume) mit einander wechselnd
vor u. s. w. An den zahlreichen Versteinerungen und .organischen Resten
erkennt man, wie sehr die Vollkommenheit der Schöpfung gestiegen*); denn
in den oberen Schichten, besonders im losen Gerölle, kommen Knochen von
Thieren vor, die ui den ausgebildetsten der Jetztwelt gerechnet werden müssen.
Fig. 89.
und unter den Resten von Mee
resthieren finden sich namentlich
einige, die mit den jetzt lebenden
vollkommen übereinstimmen, Rur
in den jüngsten Schichten kom-
men versteinerte Muscheln vor,
von welchen dieselben Arten
noch die benachbarten Meere be-
wohnen, während in den älteren
Lagen nur Arten auftreten, von
denen die noch lebenden der hei
ßen Zone angehören; überhaupt
deutet die Uebereinstimmung der
untergegangenen Thierwelt in al-
len Zonen darauf hin, daß, wenn
wir aus den noch lebenden ähn-
lichen Arten einen Schluß ziehen
Filicee. Aus dem Kohlenschieser bei Berschweiler, dürfen, überall ans der Erde ein
heißes, mehr tropisches Klima ge-
herrscht habe. Dies wird auch durch die Pflanzenformen der Tertiär-Ablage-
rungen bestätigt: Monokotyledonen (Stämme mit Röhremnündungen im
Durchschnitt), wie Palmen und Farrn, sind darin sehr häufig, und die Di-
*) Einige Schichten, wie der Polirschiefer (von Bilin in Böhmen), sind ganz
aus Kieselpanzern von Infusorien zusammengesetzt, deren Durchmesser kaum den
5000- bis loooosten Theil eines Zolls beträgt, so datz mehr als 40000 Millionen
solcher Thiere auf 1 Eubikzoll kommen. Dies; mikroskopischen Thiere kommen au
im Feuerstein der Kreide und selbst im Opal des Urgebirges vor.