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1. Allgemeine Einleitung, Portugal, Spanien, Frankreich, Britisches Reich, Holland, Belgien, Schweiz - S. 476

1868 - Braunschweig : Schwetschke
476 A. Europa. cultäten in derselben Stadt hat. Der Facultäten sind in Frankreich 5: Théologie, Droit, Médecine, Inscriptions et Belles-Lettres (Philosophie, Geschichte, Geographie, Philologie), 8ciences (Mathematik und Naturwissen- schaften). Universität heisst in Frankreich die Vereinigung sämmtlicher vom Staate abhängigen Unterrichtsanstalten, und kommt dieser Naine vorzugs- weise bei der Beaufsichtigung und Verwaltung gur Anwendung. Außerdem giebt es noch viele Specialschulen, wie die École des mines für den ganzen Umfang der Bergwerkswissenschaften; die Ecole polytechnique für Ingenieure u. s. w.; das Conservatoire des arts et métiers, wobei technologische Vorlesungen gehalten werden. Napoleon I. führte diese Form ein, gab aber allen Lyceen (Gymnasien) und Schulen eine so ausschließlich militärische Einrichtung, daß man später davon abgehen mußte. Jetzt ist Frankreich in so viel Académies getheilt, als es Appellationsgerichte giebt, und an der Spitze jeder Akademie steht ein Rector als oberster Be- amter fiir das gesammte höhere und niedere Uuterrichtswesen seines Sprengels. Es ist überhaupt ein großes Unglück für Frankreich, daß bei- nahe Alles, was es an bedeutenden Gelehrten und Schriftstellern besitzt, alle wissenschaftlichen Institute, alle Sammlungen, alle. Bibliotheken, alle Mittel zu einer höheren Bildung fast ausschließlich in Paris versammelt sind; vergebens sucht man außerhalb Paris, selbst in bedeutenden Städten mit seltenen Ausnahmen, Gelehrte oder wissenschaftliche Einrichtungen; Alles drängt sich nach Paris. Nicht bloß ftemde Länder haben sich über die Raubsucht der Franzosen zu beklagen gehabt, Frankreich ist im eigent- lichsten Verstände an Schätzen der Kunst und Wissenschaft, an Gemälden, Statuen, Manuscripten, Büchern, nur irgend beweglichen Alterthümern fast ausgeplündert und Alles in Paris angehäuft. Kein Wunder, wenn dies den Fremden durch seinen Reichthum und seinen Glanz blendet; die traurige Unwissenheit und wissenschaftliche Dürftigkeit, die dafür fast im ganzen übrigen Reiche herrscht, fällt aber dagegen uns um so mehr auf, so daß es einzelne Departements giebt, in welchen die zum Militär einberufenen Recruten oder die zur Trauung schreitenden Brautpaare fast zur Hälfte des Lesens und Schreibens noch unkundig sind. Dies geht so weit, daß Wer- ks nur irgend vermag, seine Kinder zur Erziehung nach Paris sendet. Ebenso ist auch der Buchhandel fast einzig auf Paris beschränkt: alle Buch- händler in den Provinzen sind fast ohne Ausnahme nur Krämer, welche die von Paris erhaltene Waare, hauptsächlich billige Romanliteratur, ver- einzeln. Natürlich zieht dieser Zustand der Dinge auch alle Künstler, alle feineren Handwerker, vorzüglich alle diejenigen nach der Hauptstadt, welche Gegenstände des Luxus und der Mode verfertigen, so daß man, im nördlichen Frankreich wenigstens, alle diese Dinge, auch in der größten Entfernung, aus Paris kommen läßt. Von großer Bedeutung ist die jährliche Ver- sendung von Luxusartikeln, als Juwelierarbeiten, Uhren, Bronzeverzierungen, Handschuhen, musikalischen Instrumenten, künstlichen Blumen und Putzsachen aller Art, was man hier Articles de Baris nennt. Von Paris gehen Eisenbahnen nach allen Hanptrichtungen, nach Ver- sailles (2), nach Brest, nach Havre, nach Renues, nach Calais, nach Brüssel, nach Straßburg, nach Marseille, nach Bordeaux, zur spanischen Grenze und viele Dampfschiffe befahren die Seine.
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