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1. Allgemeine Einleitung, Portugal, Spanien, Frankreich, Britisches Reich, Holland, Belgien, Schweiz - S. 493

1868 - Braunschweig : Schwetschke
Il Frankreich. 493 mildes Klima. Die Ufer des Meeres sind theils sandig und steinig, theils felsig: so findet sich zwischen dem östlichen Arm der Rhone und dem groß- ßen See oder Meerbusen von Berre eine 18 Hsmeilen große Ebene, la Crau genannt, die ganz dicht mit abgerundeten Geschieben bedeckt ist und nur Schafheerden ernährt. Dennoch ist die Provence mit einer großen Man- nigfaltigkeit von Producten gesegnet, namentlich erzeugt sie außerordentlich viel Mandeln und Obst; die Pflaumen von Brignolles, die getrocknet ver- sendet werden, sind unter dem Namen Prünellen weltberühmt. In den heißeren Gegenden wachsen einige edle Weinarten, viel Oliven, daher die Berühmtheit des Provencer-Oels, treffliche Feigen und andere Süd- früchte. Der Seidenbau ist eine Hauptbeschäftigung der Einwohner. Das Meer und die Flüsse sind reich an Fischen, vorzüglich an Sardellen, Thun- fischen u. s. w. Aus dem Rogen einiger Fischarten wird eine Art Caviar bereitet, welcher hier und in Italien unter dem Namen Botargo bekannt ist. Am Ausflusse der Rhône, wo sie sich in mehrere Arme theilt und eine große sumpfige und ungesunde Delta-Insel, 1a Camargue (Camaria), bildet, wird viel Rindvieh und vortreffliche Pferde gezogen. Die Proven- çaieit, Provençaux, sind von lebhaftem, höchst reizbarem und heftigem regnum Eharalter; nirgend in Frankreich hat die Revolution so furchtbare Stürme und Grausamkeiten veranlaßt als in dieser Provinz, namentlich in Avignon, Toulon und Marseille. Etwa 114 Jahre v. Chr. ward diese Gegend von den Römern unterjocht und nun vorzugsweise Provínola (erobertes Land), daher Provence, genannt. Als das römische Reich im 5. Jahrhundert durch germanische Völker zerstört wurde, ward die Provence zuerst eine Vente der Weslgothen, die zugleich Spanien eroberten; diese wurden daraus von den Burgundern verdrängt, bis endlich die Franken ihnen diese Pro- vinz entrissen. Nach dem Tode Karls des Großen entstand hier ein zweites burgundisches Reich, wovon Arles die Hauptstadt war (daher Arelatense) und welches lange Zeit als Lehn unter der Oberherrschaft der deutschen Kaiser stand, bis Karl von Anjou, Bruder Ludwigs Ix., die Provence durch eine Heirath an sich brachte. Als endlich das Haus An- jou 1481 ausstarb, ward die Provence mit dem französischen Reiche ver- einigt. — Das Departement Alpes-Maritimes besteht aus der ehemaligen sardinischen Provinz Nizza, dem ehemaligen Fürstenthum Monaco mit Ausnahme des Stadtgebietes von Monaco, und dem 1860 von dem Var- Departement abgetrennten Arrondissement Grasse. Dieses Departement gehört also zuin größten Theil zu den 1860 von Italien an Frankreich ab- getretenen Geländen. In diesem von der Natur begünstigten Lande blühte schon frühzeitig wissenschaftliche Bildung auf. Die proven^alische Sprache, noch jetzt mit Vorliebe von den Einwohnern gesprochen, hält, wie das Land selbst, die ^Dritte zwischen Italien, Spanien und Frankreich, doch neigt sie sich am meisten zu dem Spanischen. Schon im 12. Jahrhundert, als in den übrigen Ländern Europas, mit Ausnahme der reinen germanischen, ein höchst ungebildetes und rohes Gemisch von Sprachen herrschte, blühte die Poesie in der Provence und im ganzen südlichen Frankreich, und die Trou- badours, die ersten Dichter des neueren Europas, zogen als willkommene und geehrte Gäste an den Höfen der Fürsten und auf den Schlössern des Adels umher. Etwas später erst erwachte der Minnesang in Deutschland;
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