1868 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Europa
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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A. Europa.
sich Gerhard Douw und Adrian van der Werf aus. Der Einzige,
welchen diese Schule dem Rubens allenfalls entgegenstellen konnte, ist Pani
Rembrand van Rliijn, geb. 1606, f 1674. Auch in Holland hat die
Malerei neuerlich einen hohen Aufschwung in van Os und Schelfhout
und vorzüglich in Koekoek als Landschafts- und 8ehote1 als Marinemaler
genommen. Unter den Kupferstechern ist auch Rai f 1867 zu nennen.
Geschichte.
Belgier, Bataver und Friesen, die ersten in den westlichen, die zweiten
in den mittleren, die letzten in den nordöstlichen Gegenden, waren nach den
römischen Schriftstellern, denen wir die ersten Nachrichten über dieses Land
verdanken, die ältesten uns bekannten Bewohner desselben, und alle drei
gehörten zu den germanischen Völkern. Alle drei waren durch Tapferkeit
ausgezeichnet; ihre Ueberwindung kostete die Römer (Cäsar im I. 57
v. Chr.) schwere Kämpfe. Später wurden sie von den Römern beinahe
als Bundesgenossen behandelt, fochten in allen ihren Kriegen mit, und die
batavische Reiterei insbesondere galt lange für den Kern der römischen
Heere. Bei der großen Völkerwanderung gerieth der größte Theil dieser
Provinzen im 5. und 6. Jahrh, in die Hände der Franken; nur die Friesen
behaupteten ihre Freiheit länger. Auch wurden diese Gegenden, damals
rauh und arm, von den Siegern weniger beachtet. Nach dem Tode Karls
des Großen gehörten diese Provinzen, nach ihrer Lage, theils zu dem frän-
kischen, theils zum lothringischen, theils zum deutschen Reiche. Sie theilten
sich indeß, in diesen Zeiten einer wenig geordneten Herrschaft, unter viele
kleinere und größere Grafen, Herzöge und Fürsten: Alles Vasallen, die wie
überall ihre Lehne erblich gemacht hatten; daher die verschiedenen Titel der
Provinzen. Durch Heirathen, Erbfolge und Kriege wurden nach und nach
mehrere dieser Provinzen mit dem Gebiete der Herzöge von Burgund vereinigt,
deren Macht sie durch ihren Reichthum und Handelsgeist begründeten; und
im 15. Jahrh, besaß schon Philipp der Gütige 11 derselben, denen sein
Sohn Karl der Kühne noch 2 hinzufügte. Um diese Zeit war der Wohl-
stand dieser Provinzen schon seinem Gipfel nahe. Die Beschaffenheit des
Landes hatte die Bewohner frühe zur Schifffahrt und zum Handel ange-
trieben, und das hier weniger drückende Lehnssystein klaubte den Anbau
größerer Städte, welche bald durch Reichthum und Macht fiir ihre Fürsten
bedeutend wurden, und von ihnen, weil jene sie mit Geld unterstützten, mit
den größten Freiheiten bescheutt wurden. So bliihten Brügge und Gent
und bald darauf Antwerpen empor; sie empfingen die köstlichen Producte
des Orients durch die italienischen Seestädte und verbreiteten diese Schätze,
durch ihre innige Verbindung mit der deutschen Hansa, nach England und
dem ganzen diorden. Die Herzöge von Burgund, Herren solcher Unter-
thanen und solcher Städte, waren damals unstreitig die reichsten Fürsten
in Europa. Jede Provinz, jede Stadt hatte damals ihre eigene Verfassung
und ihre besonderen Freiheiten, und dem Ganzen, obwohl einem Fürsten
unterworfen, fehlte 31t einem Freistaate wenig mehr als der Name. Mit
dein Tode Karls des Kühnen begann für die Niederlande eine bedrängniß-