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1. Allgemeine Einleitung, Portugal, Spanien, Frankreich, Britisches Reich, Holland, Belgien, Schweiz - S. 709

1868 - Braunschweig : Schwetschke
V. Die Schwei;. 709 men kommen am häufigsten und unverdächtigsten gerade in dem Umfange vor, den das alte Rhätien einnahm, nämlich zwischen dem Adula und den norischen Alpen und zwischen den Grenzen Vindeliciens und den cisalpini- schen Seen, also in den 'östlichen Cantonen der Schweiz und in Tyrol bis nach Salzburg hin. Unter anderen kehren die Wörter Kur (Berg) und Vel (Wasser) in sehr vielen Namen wieder. In religiöser Beziehung bekennen sich die Schweizer theils zur katholischen, theils zur evangelisch- reformirten (zwinglianischen, calvinistischen und waadtländisch-freien) Kirche und zwar so, daß die kleineren, inneren oder Ur-Cantone fast ganz katholisch, dagegen andere größere, wie z. B. Ziirich, Waadtland, fast ganz reformirt sind. Die Summe der Katholiken betrug nach der letzten Volkszählung vom 10. December 1860 1,023,430, die der Protestanten 1,476,982, An- hänger anderer christlicher Confessionen 5866, Israeliten und anderer Nicht- christen 4216. Beide Confessionen haben in den gemischten Cantonen gleiche Rechte neben einander. Seitdem in dem größten Theile der nördlichen und westlichen Schweiz eine, von Tag zu Tag mehr an Umfang und Bedeutung gewinnende leb- hafte Industrie (Banmwollenmanufactur, Seidenweberei, Strohflechterei, Uhrenfabrikation und Bijouterie) die alte ursprüngliche Beschäftigung des Ackerbaues, der Viehzucht und der eigentlichen Handwerke verdrängt hat, ist die Bevölkerung und die allgemeine Wohlhabenheit numerisch zwar gestiegen, aber von der weltberiihmten Sitteneinfalt, der sprichwörtlich gewordenen Körperkraft und den hohen Tugenden der Vorväter ging auch viel verloren. Indeß zeichnen den Schweizer unserer Tage immer noch viele Eigenschaften vor den Bewohnern des übrigen Europa vortheilhaft aus. In den eigent- lichen Alpencantonen findet man noch zahlreiche Spuren alter Sitten und alten Sinnes. Fremde Kriegsdienste, besonders französische, römische und neapolitanische, in welche sich die junge Mannschaft ehedem zu Tausenden begab, und der immer wachsende Verkehr mit den aus aller Welt zuströ- menden Fremden haben sowohl der Reinheit der Sitten als der vielgerühm- ten Uneigennützigkeit sehr geschadet. Freiheitssinn, Tapferkeit und feste Treue haben sie indeß noch in der neuesten Zeit rühmlich bewährt. Ein eigen- thümlicher Zug in dein Charakter der Schweizer ist die unüberwindliche An- hänglichkeit an ihr Vaterland. Der Schweizer bringt zwar nicht selten einen Theil seines Lebens in fremden Ländern zu, immer aber mit der Hoff- nung und dem sehnlichen Wunsche der Rückkehr in seine Heimath. Wird dieser Wunsch nicht befriedigt, so artet er oft in eine abzehrende Krankheit, das Heimweh (Nostalgie), aus. Um dies bei den ehemals im französischen Dienste stehenden Schweizer-Regimentern sich oft zeigende Uebel zu verhin- dern, war es dort verboten, den sogenannten Kuhreigen (ranz des va- ches) zu spielen: eine Melodie der Alpenhirten, deren Töne bei den Sol- daten die unwiderstehlichste Lust zur Riickkehr ins Vaterland erweckten. — Eigenthümliche nationale Vergnügungen sind die großartigen eidgenössischen und kleineren cantonalen oder localen Frei schießen, sowie in den Gebirgscan- tonen diesseits der Alpen die Schwiu gf este oder Alp-S tu beten. In neue- rer Zeit nehmen die eidgenössischen Musik- und Sänger-Feste, welche ein ums andere Jahr abwechselnd in den größeren Städten gehalten werden, solvie die Turn-, Jugend- und Cadetten-Feste, eine namhafte Stelle ein.
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