1868 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Europa
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
V. Die Schweiz.
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Mi
von Frankreich begrenzt, hat
14. Der Canton Basel, im N. von Baden, im O. von Aargau,
. von Solothurn und Bern, im S
auf 8 '/2 Um. 92,265 meist reformirte Einw. Er liegt ganz im nörd-
lichen Jura und ist sehr fruchtbar und wiesenreich. Die Unruhen, welche
seit 1830 die meisten Cantone erschütterten und überall mehr demokratische
Regiernngöformen herbeiführten, waren nirgend so heftig als in diesem
Canton, wo die Feindschaft zwischen der Hauptstadt und dem übrigen Lande
blutige Gefechte veranlaßte, in Folge welcher 1833 der Canton in zwei
einen Stand der Eidgenosse^ bildende Staaten:
Basel-Stadttheil und Basel-Landschaft (diese mit 79
unabhängige aber nur
.0 Ihm.
und 51,580 Einw.) sich theilte, wobei sogar, mit offenbarer Unbilligkeit,
das Eigenthum der Baseler Universität als Gemeingut des Cantons betrachtet
und als solches getheilt wurde. Derhauptortvonbasel-Stadtistbasel
(ftanz. Uale), die bedeutendste Handelsstadt der Schweiz, mit 37,920 Einw.,
liegt am linken Rheinnfer, unter 47° 33' n. Br. und 25° 15' ö. L. F.,
815' über dem Meere. Sie ist sehr alterthümlich gebaut, und eine 630'
lange steinerne Brücke verbindet sie mit dem kleineren Stadttheile Klein-
Basel. Die Römer hatten hier ein Castell, Basilea genannt, daher der
Name; in der Nähe, wo jetzt das Dorf Aeugst, lag die unter August
gegründete ansehnliche Stadt ^n^usta Rauracoriim, welche in der Mitte
des 5. Jahrh, zerstört wurde und deren Einwohner sich größtentheils nach
dem heutigen Basel flüchteten. Schon im 11. Jahrh, erhielt sie feste
Mauern und blühte in den folgenden, unter beständigen Kämpfen mit dem
benachbarten Adel, mächtig empor. Ihre höchste Blüthe erreichte sie im
15. und 16. Jahrh., wo sie doppelt soviel Einwohner zählte als jetzt.
Längst schon mit den Eidgenossen befreundet, trat sie 1501 in den Bund.
In den Jahren 1431—43 ward hier eine berühmte Kirchenversammlung
gehalten, welche den Hussiten den Gebrauch des Kelches beim Abendmahl
gestattete, den Papst Eugen Iv. absetzte und viel Eifer für die Verbesserung
päpst-
Basel hat sich.früh durch Liebe für
issenschaften ausgezeichnet; 1460 ward hier eine Universität errichtet,
welche lange in Verfall, jetzt ttotz des oben erwähnten Verlustes mit großem
Eifer neu begründet worden ist; viele bedeutende Gelehrte sind hier geboren
der Lehre und der Kirchenzucht bewies, dafür aber auch von der
lichen Partei nicht anerkannt wird.
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oder haben doch hier gelebt. Zu den ersteren gehören Oekolampadius
(Hausschein), der Freund und Gehülfe Zwingli's, der Melanchthon der
Schweiz; btc Familie Bernouilli und Euler, berühmte Mathematiker; die
Familie Merian, namentlich der Kupferstecher Matthäus, st 1650, und der
Geognost Peter; der Maler Hans Holbein. Erasmus aus Rotterdam lebte hier
und liegt in der Münsterkirche begraben. Merkwürdig sind: die Münsterkirche,
1010—19 erbaut; in einem Saale des Münstergebäudes war das Concilium
versammelt; das Rathhaus;.das Zeughaus, wo die Rüstung Karls des Kühnen
aufbewahrt wird; die Universitäts-Bibliothek nnt über 50,000 Bänden, 4000
Manuscripten und den besten Gemälden Holbeins; der botanische Garten, das
schöne neue Museum und mehrere ansehnliche Kunstsammlungen. Die
hiesige Bibelgesellschaft druckt die Bibel mit stehenden Lettern. Unter den
Fabriken der Stadt sind die in Seidenband die bedeutendsten; sie beschäftigen
über 15,000 Arbeiter, auch auf dem Lande; nächstdem die Papierfabriken.