1868 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Europa
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
V. Die Schweiz.
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blühte, reizte den Neid des benachbarten Adels. Viele Einzelne hatten schon
den Muth und die Macht der Berner erfahren. Ein Bund des ganzen
Adels im westlichen Theile der Schweiz sollte die verhaßte Stadt vertilgen;
aber der Sieg, welchen sie 1339, unter Anführung Rudolphs von Erlach
bei Laupen (Canton Bern, an der Saane) erfocht, rettete ihre Freiheit und
begründete ihre Größe. Die Berner waren bei dieser Gelegenheit von den
Eidgenossen aus alter Freundschaft, ohne daß ein Bund bestand, unterstützt
worden und die Verbindung ward nun enger geknüpft; Bern ward 1353
ein Mitglied der Eidgenossenschaft, nachdem 1351 bereits Zürich, 1352
Glarus und Zug beigetreten, so daß nun der Bund aus acht (den sogen,
alten) Orten bestand. Dieser schnelle Zuwachs ihrer Macht ward von dem
ganzen Adel der umliegenden Gegend mit Neid betrachtet; auch Oesterreich
konnte noch nicht den alten Trotz und den Sieg der Eidgenossen vergessen.
An Veranlassung zum Kriege konnte es bei dem damals unendlich ver-
wickelten Besitzstände und den sich durchkreuzenden Gebieten des Adels und
der Eidgenossen nicht fehlen; der wahre Grund aber des Krieges war allein
der, daß die Herren sowohl als die Herzoge von Oesterreich den Anblick
und das Gedeihen der Freiheit nicht ertragen mochten. So erhielten die
Eidgenossen innerhalb 12 Tagen Absage- oder Fehdebriefe von 167 sowohl
geistlichen als weltlichen Herren, und der Herzog Leopold, ein sonst gerechter
und milder Fürst, bereitete einen mächtigen Kriegszug gegen die Eidgenossen
vor. Bei Baden im Aargau zog er ein großes Heer zusammen, in welchem der
Adel aus dem ganzen Thurgau, Aargau, Elsaß und den benachbarten Län-
dern glänzte; bei Sempach traf er am 9. Juli 1386 das kleine Heer der
Eidgenossen, welche auf einer Höhe noch zweifelten, ob sie gegen die Ueber-
macht den Angriff wagen dürften. Da geriethen die Ritter auf den un-
seligen Einfall, von den Pferden zu steigen und in furchtbar gedrängter.
Ordnung dem Feinde entgegen zu gehen. Dieser stürzte von den Höhen
herab; aber lange widerstand gleich einer eisernen Mauer das Heer des
Herzogs; die vorgehaltenen langen Spieße, die undurchdringlichen Rüstungen
boten einen unüberwindlichen Widerstand dar. Schon waren viele tapfere
Schweizer gefallen; da ries ein Mann aus Unterwalden, Arnold Strntthan
von Winkelried: „Ich will Euch eine Gasse machen; sorget für mein Weib
und für meine Kinder; treue, liebe Eidgenossen, gedenket meines Geschlechts!"
Groß und stark wie er war, umfaßte er mehrere Lanzen, begrub ihre Spitzen
in seiner Brust und drückte sie durch die Last seines Körpers nieder. Ueber
seinen Leichnam drangen seine Kriegsgesellen unaufhaltbar vorwärts; Be-
stürzung und unheilbare Verwirrung verbreitete sich in dem gedrängten
Haufen der Ritter. Viele erstickten ohne Wunde in ihren Harnischen, viele
konnten im Gedränge ihre Waffen nicht brauchen. Da riefen sie nach ihren
Pferden, welche aber feige Knechte beim ersten Anblick des Getümmels in
wilder Flucht fortgerissen hatten. Da fielen Tausende aus den edelsten
Geschlechtern, und Herzog Leopold mochte sie nicht überleben; er fand den
Heldentod an ihrer Seite. Eben so siegreich ward bald nachher 1388 die
Freiheit von den Glarneru, selbst ohne Hiilfe der übrigen Eidgenossen, bei
Näfels gegen Oesterreich behauptet. Diese Siege verschafften zwar den
Eidgenossen Achtung und Sicherheit gegen äußere Feinde und Vergrößerung
ihrer Gebiete; auch Rhätien trat in Bündnisse zusanunen und schloß sich
an die Eidgenossen als zugewandter Ort; aber die Eintracht ward immer