1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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A. Europa.
worden. Aus dem Sagenkreise von Karl dem Großen haben wir: das
Rolandlied vom Pfaffen Konrad aus dem 12. Jahrh.; Flore und
Blau cheflur von Konrad von Flecke ans dem 13.; Wilhelm von
Oranse, von Wolfram von Eschenbach. Auch das Alterthum wurde
ganz auf die nämliche Weise, d. h. in der Farbe und im Ton der Zeit,
in welcher die Dichter lebten, aufgefaßt und dargestellt. So die En eit
(Aeneis) von Heinrich von Veldeck im 12. Jahrh.; der Trojanische
Krieg von Konrad von Würzburg; die Geschichte Alexanders des
Großen, Ovids Verwandlungen, und mehrere heilige Legenden,
Erzählungen, wie der arme Heinrich von Hartmann von der Aue;
aber auch lustige Geschichten und Schwänke gab es in großer Menge.
Unter den gereimten Chroniken verdienen die Kaiserchronik aus dem
12. und die Reimchronik von Oesterreich, aus dem 14. Jahrh., erwähnt
zu werden. Viele dieser Sachen sind nur noch in Handschriften vorhanden.
Das sind die wichtigsten Ueberbleibsel ans jener schönen, nur allzubald
spurlos verschwundenen Zeit. Denn als mit dein Erlöschen des schwä-
bischen Kaiserhauses eine lange unselige Zeit der Verwirrung und Anarchie
für Deutschland eintrat, da verwilderten die Sitten des Adels; roher
Kriegs- und Raubsinn traten an die Stelle der edlen Lust an Abenteuern
und rühmlicher Gefahr; die Stimme der ritterlichen Sänger verstummte,
und als Nachklang blieb nichts als die peinlich künstlichen, aber geistlosen
Reimereien der sogenannten Meistersänger in den Städten, wo die
edle Dichtkunst nun zünftig werden und sich allerlei handwerksmäßigen
Formen und Gebräuchen unterwerfen mußte. Wir kehren nun zur Geschichte
zurück.
Die unselige Zeit von dem Tode Friedrichs Ii., 1250—72, auch das
Interregnum genannt, wo Fremdlinge den Namen deutscher Kaiser
führten, ward beendigt durch die Wahl Rudolphs Grasen von Habsburg,
1273—91, eines in Schwaben und der Schweiz mittelmäßig begüterten
Ritters, weil die Fürsten einen durch großen Länderbesitz mächtigen König
fürchteten. Er ist als der Stifter der nachmaligen Größe des österrei-
chischen Hauses zu betrachten; denn als Ottokar, König von Böhmen,
unzufrieden mit der Wahl Rudolphs, diesem den Lehnseid weigerte und von
ihm 1278 auf dem Marchfelde bei Wien geschlagen worden und umge-
kommen war, belieh Rudolph seine beiden Söhne mit den dem Ottokar ent-
rissenen Herzogthümern Oesterreich, Steiermark lind Krain, womit der erste
Grund zur österreichischen Größe gelegt wurde. Auch Deutschland ver-
dankt Rudolphs wackerer Regierung viel, indem er unaufhörlich bemüht
war, durch Zerstörung der zahlreichen Raubschlösser des verwilderten Adels
und Bestrafung der Unruhestifter den inneren Frieden wieder herzustellen.
Doch konnte er es nicht erlangen, daß sein Sohn Albrecht zil seinem Nach
feiger erwählt wurde; vielmehr erhoben die auf die wachsende Macht
Oesterreichs schon eifersüchtigen Fürsten den armen Adolph von Nassau,
1291—98, auf den Thron, und erst als dieser durch Ohnmacht verächtlich
geworden, gelang es Albrecht, sich von einigen Fürsten zum König erwähle»
zu lassen. Adolph fiel in einer Schacht bei Worms, wie man glaubt,
von der Hand seines Nebenbuhlers. Albrecht I., 1298 1308, durch
Habsucht und Ländergier verhaßt, fand 1308 den Tod von der Hand