1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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A. Europa.
Congreß zu Rastatt ward die Abtretung des linken Rheinufers bestätigt,
sowie die Aufhebung der geistlichen Fürstenthümer zur Entschädigung der
durch jene Abtretung verlierenden Fürsten beschlossen. Dieser sowohl als
die folgenden Friedensschlüsse mit Frankreich waren, bei dem immer weiter
um sich greifenden Ehrgeiz der Republik und mehr noch ihres neuen Ober
Hauptes Bonaparte, in der That nur als Waffenstillstände zu betrachten,
welche von der augenblicklichen Noth abgeschlossen, durch neu erwachte Hoff-
nungen aber bald wieder gebrochen wurden. So trat Oesterreich abermals,
durch Rußland unter Paul I. 1799 verstärkt, auf den Kampfplatz, und
unter Suwarow's Anführung war bald ganz Italien, mit Ausnahme Ge-
nuas, erobert. Als aber die Russen bei Zürich von Massena geschlagen
und aus der Schweiz vertrieben worden, zog Kaiser Paul, sich von seinem
Verbündeten verrathen glaubend, seine Truppen zurück. Oesterreich setzte
allein den Kampf fort. Indeß war Bonaparte aus Aegypten zurückgekehrt
und hatte sich zum ersten Consul der Republik ernennen lassen; er drang
1800 über die Alpen in Italien ein, und die einzige, von den Oesterreichern
unter Melas schon beinahe gewonnene Schlacht bei Marengo (14. Juni
1800) setzte ihn in Besitz dieses ganzen Landes, während Moreau ebenfalls
in Deutschland bei Hohenlinden siegte. Der Friede von Lüneville 1801
war die erzwungene Folge dieser Begebenheiten. Oesterreich gewann das
Benetianische und erkannte dagegen die neuen Schöpfungen der Batavischen,
Helvetischen, Cisalpinischen und Lignrischeii Republiken an. Nach längeren
Unterhandlungen wurden durch die sogenannte Säcularisatton 1803 die
geistlichen Fürstenthümer aufgehoben, um damit die weltlichen Fürsten zu
entschädigen. Oesterreich bedurfte nach so langem Kampfe der Ruhe und
mußte es geschehen lassen, daß Bonaparte in Verfolg seines Krieges mit
England Hannover besetzte; auch Preußen schwieg zu dieser Verletzung des
deutschen Reiches. Die bald folgenden Ereignisse vorahnend oder weil Bo-
naparte sich als Napoleon I. zum französischen Kaiser erklären ließ, nahm
Franz Ii. im August 1804 als Franz I. den Namen eines österreichischen
Erbkaisers an, und neue Rüstungen verkündigten den baldigen Ausbruch
eines neuen Krieges. Er begann 1805. Die Oesterreicher drangen bis
Ulm vor, wurden hier geschlagen, und ein großer Theil ihres Heeres unter
Mack ergab sich zu Kriegsgefangenen; Wien ward von dem Feinde besetzt,
und die zu spät zu Hülfe herbeigeeilten Russen wurden in Verbindung mit
den Trümmern des österreichischen Heeres noch am 5. December bei Austerlitz
in Mähren geschlagen, worauf noch in demselben Jahre der Presburger
Friede den Krieg beendigte. Oesterreich verlor dadurch das Benetianische,
Tirol und alle seine Besitzungen in Schwaben und am Rhein (Vorder-
Oesterreich). Preußen, welches schon gerüstet dastand und durch Verletzung
seines Gebiets inehr als zu gerechte Ursache zum Kriege hatte, ließ sich
durch die Siege Napoleons abschrecken und trat durch den Wiener Vertrag
selbst Anspach und Baireuth, Neufchatel und Cleve gegen den ungewissen
und aus jeden Fall ungerechten Besitz von Hannover ab; doch war das
gegenseitige Mißtrauen einmal entzündet und der nahe Bruch zwischen
Preußen und Frankreich unvermeidlich. Indessen hatten die minder mächti-
gen Fürsten Deutschlands, theils von der Noth gezwungen, theils auch wohl
aus Begier nach Vergrößerung und Titeln, sich an Frankreich angeschlossen: