1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Vii. Deutschland. A. Staaten des Norddeutschen Bundes.
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Orsoy, Kalkar und Geldern, durch Tuch-, Baumwollen- und Leder-
fabriken, wie durch Handel bedeutend. Der betriebsamste Theil der ganzen
Provinz aber ist die Gegend von
Elberfeld, an der Wipper oder Wupper, mit über 68,000 Einw.
Dieser Ort ist der Hauptsitz der Baumwollen- und Zwirnmannfacturen
und Färbereien, und besorgt außerdem den Handel der ganzen gewerb-
fleißigen Gegend. Ausgezeichnet ist das Thal Barmen (mit 59,550
Einw.), 2 St. lang, an der Wipper, mit den Oertern Wupperfeld,
Gemarke, Rittershausen, Hecklinghausen und Wichlinghausen,
ferner südlicher Bur scheid, mit 5447 Einw., wo unzählige Fabriken in
Zwirn-, Spitzen , Seiden- und Baumwollenwaaren betrieben werden. —
Alle, mich die kleinsten Oerter dieser Gegend haben Fabriken, vorzüglich
in Eisen, Stahl, Messing u. s. w. Für diese Gewerbe sind Solingen,
mit 11,850 Einw., und noch mehr Remscheidt, mit 18,430 Einw., die
Hanptorte; die Solinger Rappier- uttd Degenklingen sind besonders be-
rühmt. Die feinsten Tücher dieser Gegend werden in Lennep, einem
offenen Orte mit 7260 Einw., gemacht. Alan zählt in dem Regierungs-
bezirk Düsseldorf 1140 Dampfmaschinen zu 51,703 Pferdekräften, während
1861 im ganzen Staate 8647 Dampfmaschinen mit 365,375 Pferde-
kräften arbeiteten*). — Noch ist das Neanderthal zu bemerken wegen
der hier aufgefundenen fossilen Menschenreste (s. Bd. I., S. 228).
c) Im Regierungsbezirk Koblenz:
Koblenz (Oontinentos), am Einfluß der Mosel in den Rhein, auf
der rechten Mosel- und linken Rheinseite, mit nahe 28,700 Einw.;
Sitz des Oberpräsidiums der ganzen Provinz. Ueber die Mosel führt
eine steinerne, über den Rhein eine Schiffbrücke. Die Stadt ist im Gan-
zen wohlgebaut und lebhaft, ohne daß eben einzelne Gebäude sich besonders
auszeichneten; doch verdienen das ehemalige kurfürstliche Schloß am Rhein
(1786 erbaut und 1845 neu eingerichtet), die schöne und sehr alte Castor-
Kirche, die erzbischöfliche Burg an der Moselbrücke, jetzt eine Blechfabrik,
und das Theater erwähnt zu werden. Die Gewerbe sind, mit Ausnahme
einer Tabacks- und Lackirfabrik, unbedeutend; der Handel, besonders mit
Weinen, ist ansehnlich. Der Stadt gegenüber auf dem schmalen rechten
Ufer, am Fuße steiler Felsen liegt der kleine Ort Thal oder Thal-
Ehrenbreitstein, mit 4580 Einw., welcher bedeutenden Handel treibt.
Auf dem über 400' hohen Felsen aber liegt die von den Franzosen gänz-
lich zerstörte, später aber ganz wiederhergestellte und erweiterte Festung
Ehrenbreitstein. Auch Koblenz selbst ist wieder befestigt worden und
zu diesem Behufe die ehemalige Karthanse, auf einem Hügel dicht bei der
Stadt, zu einem Fort gemacht und ein anderes jenseit der Mosel errichtet
worden. Die Lage von Koblenz ist überaus schön; dicht bei der Stadt im
S. beginnt das enge und dennoch mit vielen kleinen Orten und Burg-
ruinen prangende Felsenthal, in welchem der Rhein 10—12 St. lang von
Bingen bis Koblenz fließt. Bei Koblenz erweitert sich dieses Thal be-
trächtlich und es eröffnet sich eine weite, von Bergen eingeschlossene Ebene,
*) Für ein eingehendes Studium des wichtigsten Bezirkes der preußischen Mon-
archie empfehlen wir Dr. O. v. Mülmaun, Statistik des Regierungsbezirks Düst
seldors. I. Bädeker. Iserlohn 1864-1867.