1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Vii. Deutschland. A. Staaten des Norddeutschen Bundes.
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zen, Graburnen, vorzüglich gläserne u. s. w. Die kleine, aber sehr alte
Domkirche ist sehenswerth, sowie der sogenannte Heidenthurm, ein vermuth
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lich römischer Theil des Schlosses, jetzt Kaserne, und die schöne Liebfrauen-
kirche, mit herrlichen Gemälden. In einer Vorstadt liegt die im neueren
Stil, aber schön gebaute Kirche des heiligen Paulin. In der Nähe der
Stadt hat man angefangen, ein verschüttetes römisches Amphitheater auf-
zugraben. Das Klima von Trier ist so mildes, daß in der mit Rebhügeln
geschntiickten llmgegend an den Bergen ganze Waldungen echter Kastanien
vorkommen, deren Früchte einen Handelsartikel ausmachen. 1 */2 St. da-
von, mitten in dem Dorfe Igel an der Mosel, steht noch ein vortrefflich
erhaltenes römisches Monument, in Gestalt eines Obelisk, mit vielen
halb erhabenen Figuren von schöner Arbeit.
An der Grenze von Frankreich liegen: die Festung Saarlouis, am
linken Saarufer, mit 7500 Einw., und die freundliche Stadt Saarbrück, an
der Saar, mit 13,120 Einw. In der ganzen Gegend umher findet man
Eisen und außerordentlich viel Steinkohlen; in einer dieser letzteren Gruben,
bei Duttweiler, haben sich die Kohlen entzündet und brennen seit 100
Jahren. — Hierher gehört noch das kleine, 1834 von Sachsen-Koburg an
Preußen verkaufte Fürstenthum Lichtenberg, mit dem Hauptorte St.
3 en de l, an der Blies, mit 2960 Einw.
e) Im Regierungsbezirk Aachen:
Aachen (Aquisgranum oder Civitas aquensis, franz. Aix-la-Cha-
pelle), eine sehr alte Stadt in einer reizenden, hügeligen, mit Wiesen und
Hecken geschmückten Gegend. An ihrer Ostseite fließt der nach N. strö-
mende Wurmbach, welchem in der Stadt selbst noch einige Bäche und der
Abfluß der heißen Quellen zufließen. Sie war, wo nicht der Geburtsort,
doch die gewöhnlichste Residenz Karls des Großen, der auch hier 814
starb. Ihrer Bäder wegen war sie schon bei den Römern bekannt; dann
wurde sie freie Reichsstadt, blieb lange Zeit bis 1558 der Krönungsort der
Kaiser und blühte durch Handel und Gewerbe; aber Parteiungen und lln-
duldsamkeit haben zum großen Nachtheil Aachens viele fleißige Hände ver-
trieben und die ganze Umgegend mit Fabriken bevölkert. Sie ist sehr un-
gleich gebaut: das Innere, die älteste Stadt, hat enge, krumme Gassen,
und nur einige Gegenden am Markte sind schön zu nennen; um diese zieht
sich die neuere Stadt herum, deren Wälle zum Theil in Spaziergänge ver-
wandelt sind; seit der preußischen Besitznahme ist unglaublich viel gebaut
worden, und die Bevölkerung hat sich von 12,000 auf 63,811 gehoben.
Der alte Palast Karls des Großen ist nicht mehr vorhanden; an seiner
Stelle steht das Rathhaus, wo man den restanrirten und neu ausgeschmück-
ten Kaisersaal zeigt. Daneben liegt die alte Domkirche, in welcher die
deutschen Könige und Kaiser gekrönt wurden, wovon einige Theile wohl von
Karl dem Großen erbaut sein mögen, der größte Theil aber ist neuer;
man sieht hier das höchst einfache Grab dieses großen Mannes und das Ottos
111., den auf mehreren Stufen erhöhten, marmornen Krönnngssitz und
viele Reliquien. Auf dem schönen Markte vor dem Rathhause steht mitten
in einem ehernen Wasserbecken die metallene Statue Karls des Großen.
Berühmt sind die Bäder mitten in der Stadt selbst; man zählt sechs
warme Schwefelquellen, darunter die Kaiserquelle 46" heiß, und einen
Blanc's Handbuch 77. 8te Nufl. 15