1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Ix. Italien.
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gegangen waren. Am besten lassen sich alle jene älteren Völker auf fol-
gende Klassen zurückführen.
1. Solche, welche man gewöhnlich pelasgischen Stammes nennt,
d. h. welche mit den Urbewohnern der gegenüber liegenden Küsten von
Griechenland und Jllyrien verwandt waren. Dazugehören: die Oenotrer
und Peuzetier, welche die südliche und östliche Küste Italiens und Sici-
liens bewohnten, aber schon vor den Zeiten der Römer von den Sabellern
unterjocht, verdrängt und vertilgt wurden. Die Römer fanden sie nicht
mehr, an ihrer Stelle aber Lucanier und Bruttier, welche man zu
den Sabellern rechnen muß. Ferner die Umbrer, nördlicher an der Küste
des Adriatischen Meeres; auch diese wurden von den Sabellern und Gal-
liern vernichtet, und ihr Name blieb zur Zeit der Römer nur einem kleinen
Theile ihres ehemals sehr ausgedehnten Gebietes. Veneter oder Hene-
ter, am Ausstuß des Po, welche sich später den Römern ohne Kampf, frei-
willig, unterwarfen. Weniger gewiß ist es, ob man auch die Ausonier
oder Opiker, einst von der Tiber bis zum südlichsten Rande mächtig, aber
von den Sabellern vertilgt, und die Siculer, früher in der Gegend der
Tiber, dann in Sicilien, zu den dem pelasgischen Stamme verwandten
Völkerschaften rechnen darf.
2. Völker iberischen Stammes, d. h. solche, welche den in Spanien
wohnenden Völkern verwandt 'waren. Dahin rechnet man die Ligurer,
welche den nordwestlichen Theil Italiens, vorzüglich die Küste desselben, inne
hatten; ein rohes, aber höchst kriegerisches Volk, welches den Römern in
einem 40jährigen Kriege widerstand; und die Sicaner, die wahrscheinlich
ältesten Bewohner Siciliens, welche aber von den Siculern in die west-
lichen Gegenden der Insel zurückgedrängt wurden. Auch die ältesten Be-
wohner Sardiniens und Corsicas scheinen iberischen Stammes gewesen zu sein.
3. Urv'ölker, d. h. im Grunde nur solche, deren Abstammung und
Herkommen uns gänzlich unbekannt sind. Zu diesen gehörten die beiden
mächtigsten Völker des ältesten Italiens, die Sabeller und die Etrusker.
Die Sabeller, auch S ab in er und Samniter, ursprünglich ein Hirten-
volk in dem Apennin, verbreiteten sich mächtig über das ganze mittlere und
südliche Italien und zerfielen dadurch in eine Menge kleinerer Völkerschaften,
wozu die Picentiner, Frentaner, Lucaner, Peligner, Marser,
Best in er u. a. gehörten. Eben diese Zersplitterung und der geringe Zu-
sammenhang dieser verwandten Stämme machte es den Römern möglich,
sie, jedoch erst nach unaufhörlichen bis zur Zeit des Sylla fortgesetzten
Kriegen, zu unterjochen. •— Die Etrusker, auch Tusker genannt (sie
selber nannten sich Rasena), waren eins der merkwürdigsten und räthsel-
hasleslen Völker des Alterthums; Einige halten sie für eine ägyptische Priesler-
colonie. Sie wohnten einst nicht bloß in dem nach ihnen später benannten
Lande, sondern auch in Oberitalien zwischen dem Ticinus, der Alhesis und
den Alpen, woher die, aber gewiß grundlose Meinung Einiger entstanden
ist, sie seien pelasgischen Ursprungs und von Norden her, um das Adria-
tische Meer herum, nach Italien gekommen. In der ältesten Zeit waren
sie ein kühnes, seefahrendes und Seeräuberei und Handel Neidendes Volk.
Soweit wir sie aus römischen und griechischen 'Nachrichten kennen, herrschte
bei den Etruskern eine strenge Aristokratie; der Adel bildete das eigentliche