1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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A. Europa.
Entfaltung
hochgebildete
Fürsten, «Städte und Privatpersonen geförderten künstlerischen Kräfte wandten
sich wie im 15. Jahrhundert der Malerei zu. Die Mittelpunkte der Sculp-
tur bleiben Florenz und Venedig. Dort sind die Meister: Andrea
Contucci (gen. Sansovino, f 1529) und Michel Angelo Buonarroti
(1474—1564), welcher zwar auch in der Sculptur und Architektur Be-
deutendes leistete, dessen edelste Erzeugnisse, die ein hochgewaltiges Gepräge
tragen, aber der Malerei angehörig sind. Fast um die nämliche Zeit lebte
der durch seine von ihm selbst entworfene Lebensbeschreibung bekannte Gold-
schmied und Bildhauer Benvenuto Celimi (geb. 1500 zu Florenz, f 1572).
Neben der Kunst der Medailleure wandten sich jetzt auch vorzügliche Ta-
lente der Steinschneideknnst zu. In der Malerei fanden in dieser Zeit
mehr oder minder bedeutende Wechselwirkungen unter den verschiedenen
chulen statt, welche einseitige Richtungen wohlthätig milderten. Ans der
Schule von Florenz gingen zwei vorzüglich hervorragende Meister hervor:
Leonardo da Vinci (1452—1519), welcher die große Glanzzeit eröffnet
und die lombardische Schule zur schönsten Entfalttmg bringt und ebenso
bewundert ist als Bildhauer, Architett, Dichter und Musiker, denn als
Maler; daneben Michel Angelo, dessen Hauptwirksamkeit in Rom sichtbar
ist, wo ihm der jüngere Meister Baiaci zur Seite trat, welcher ans der
umbrischen Schule hervorgegangen war, aber erst in Rom die höchste Rein-
heit und Grazie des künstlerischen Stils entfaltete. — An Leonardo
schließen sich die Künstler der lombardischen Schule, welche nicht auf
eine Stadt beschränkt war, sondern in vielen Städten Ober-Italiens zugleich
blühte, vorzüglich zu Bologna und Mailand. Außer vielen anderen gehören
dazu und sind als die bedeutendsten zu nennen: Bernardino Luini (f um
1530) in Mailand; an ihrer Spitze steht Antonio Allegri, genannt Cor-
reggio nach seinem Geburtsorte (1494—1534), durch Lieblichkeit und
Farbengluth ausgezeichnet. Auch in Ferrara herrschte ein reges Kunstleben.
In der florentinischen Schule sind besonders ausgezeichnet: Baccio della
Boria, genannt Fra Bartolomeo (1469 —1517), Andrea Vanucchi,
genannt Andrea del Sarto (1488—1530), dann der mehrfach genannte
Meister Michel Angelo Buonarroti, dessen umfangreichste und erhabenste
Arbeiten die weltberühmten Frescogemälde der siptinischen Kapelle (siehe
Rom) sind.
Peruginos Schüler Bafael Sánzio von Urbino (geb. am 6. April
1483, f am 6. April 1520) verlieh seinen Werken das Gepräge der ge-
diegensten Vollkommenheit des Stils. Von der umbrischen Anffaffungsweise
schritt er zuerst zur florentinischen fort und vom Jahre 1508, wo er nach
Rom berufen wurde, bis zu seinem Tode schuf er die großartigsten Werke
seines Lebens und gründete eine zahlreiche Schule, die römische. Unge-
achtet seines frühen Todes hat er eine unglaublich große Zahl der treff-
lichsten, nicht allein Oel-, sondern auch Wandgemälde (al fresco) oder
Frescobilder hinterlassen. Unter den letzteren nehmen die sogenannten Stanzen
oder Logen (stanze und logge, Zimmer und Galerien) im Vatican zu
Rom den ersten Rang ein; ferner sind die Cartons zu den Tapeten eines
seiner größten Werke, und daneben findet sich eine sehr beträchtliche Anzahl
von in Oel gemalten Staffeleibildern, Madonnen, heiligen Familien, Altar-