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1. Skandinavisches Reich, Deutschland, Oesterreich, Italien, Griechenland, Russisches Reich - S. 454

1869 - Braunschweig : Schwetschke
454 A. Europa. von Genua vergrößert; der größte Theil vom oberen Italien, nämlich das ehemalige Venetianische, Mantua und Mailand, bildeten für Oesterreich das venetianisch-lombardische Königreich; das Haus Oesterreich-Este erhielt Modena; die Erzherzogin Marie Louise Parma und Piacenza; die ehe- malige Königin von Etrurien Lucca; der Erzherzog Ferdinand von Oester- reich Toscana, und die Engländer behielten Malta und die Schutzherrschaft iiber die Republik der ionischen Inseln. — Die Italiener hatten zwar seit 23 Jahren beinahe ununterbrochen die Leiden des Krieges erfahren; zugleich war aber doch der kriegerische Sinn der Nation dadurch geweckt und sie mit manchen besseren politischen Ideen und Einrichtungen bekannt geworden, deren Genuß ihnen durch einige der zurückgekehrten alten Regierungen wie- der entrissen wurde. Ant Schmerz mußten sie, die in der letzten Zeit die Hoffnung geschöpft hatten, endlich einmal das lange getrennte und zerrissene Italien zu einer politischen Einheit vereinigt zu sehen, ihr Vaterland wieder in den alten Zustand zurücksinken und das alte Joch priesterlicher Unwissen- heit und Herrschsucht wieder emporkommen sehen. Die Unzufriedenheit gährte durch ganz Italien und brach zuerst am 3. Juli 1820 zu Nola im Neapolitanischen aus, wo einige Truppen die spanische Constitution forderten und so schnellen und zahlreichen Anhang fanden, daß diese Constitution schon am 7. Juli vom Könige feierlich beschworen wurde*). Ein zusammenbe- rufenes Parlament sollte dieser in der Eile gewählten Verfassung die nöthigen Modificationeu und Festigkeit geben. Aber die zu Laibach zu einem Congreß zusammengetretenen Monarchen verwarfen diese aller- dings tumultuarisch entstandenen Einrichtungen; ein österreichisches Heer rückte nach Neapel vor und zog, nachdem es einen unbegreiflich geringen Widerstand gefunden, am 25. März 1821 in die Hauptstadt ein. Zn gleicher Zeit brach am 10. März eine ähnliche Revolution zu Alessandria im Sardinischen aus, der bis zum 13. beinahe alle Truppen beifielen; der König aber, vermuthlich einen Meineid verabscheuend, mochte lieber der Krone zu Gunsten seines Bruders entsagen, als die auch hier ausgerufene spanische Verfassung annehmen. Aber selbst dieser Versuch ward durch österreichische Hülfe in wenigen Wochen vereitelt. So war die Ruhe zwar hergestellt, aber überall herrschte noch lauge von einem Ende der Halbinsel bis zum anderen eine dumpfe Gähruug und eine Erbitterung der Gemüther, welche mehr als einmal in verschiedenen Staaten in offenen, wenn auch bald gedämpften Aufruhr ausbrach. Geheime Gesellschaften, unter dem Namen Carbonari (Köhler), Calderari (Kesselschmiede) u. a. trieben überall ihr Wesen, und es hätte nur eines Anstoßes von außen bedurft, um fast ganz Italien gegen seine damaligen Regierungen in Aufstand zu bringen. Am traurigsten lvar der Zustand der Dinge und die Lage der Unterthanen im Königreich Neapel und im Herzogthum Modena, wo daher auch 1831 eine Verschwörung allsbrach, welche den Herzog nöthigte, das Land zll verlassen, wohin er nur durch die Gewalt östeneichischer Waffen *) In der Proclamation, in welcher der König Ferdinand I. die Constitution der Cortes annahm, sprach er: „Sollte ich gegen meinen Eid oder irgend einen Ar- tikel der Constitution handeln, so soll man mir nicht gehorchen, und jede Handlung, womit ich entgegentreten würde, soll ungültig und nichtig sein."
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