1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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A. Europa.
griechischer Bildung zu veredeln. Der Tod vereitelte seine Absichten. Den
unmäßigsten Schwelgereien sich überlassend, ward er höchst wahrscheinlich
von einem hitzigen Fieber, und nicht wie Einige behaupten von Gift, 323,
im 33. Jahre seines Alters, dahingerafft. Er selbst hatte zwar seinen
Siegelring dem Perdikkas noch in den letzten Augenblicken gereicht, aber
keinen Nachfolger ernannt, und seine natürlichen Erben, ein blödsinniger
Halbbruder Arrhidäus, ein unehelicher neunjähriger Sohn Herkules und der
nach seinem Tode geborene Sohn Alexander, von seiner Gemahlin Rhoxane,
einer Perserin, waren wenig geeignet, das ungeheure Reich zu erhalten.
So stürzte denn sein Tod die von ihm beherrschten Länder, um deren Be-
sitz seine Feldherren in wilder Verwirrung stritten, in 44jähriges Elend,
während welcher Zeit alle Glieder seiner Familie von Ehrgeizigen und Ver-
räthern ausgerottet wurden. Afft Uebergehung dieser höchst verworrenen
und nur durch Gewaltthätigkeit und Verrath merkwürdigen Zeit bemerken
wir nur, daß sich am Ende aus diesem blutigen Chaos vorzüglich 3 Reiche
erhoben, von ehemaligen Feldherren Alexanders gegründet. Syrien, dessen
Hauptstadt Antiochia, vom Selenkus gegründet, umfaßte den größten Theil
des alten Persischen Reiches, verlor aber bald einen Theil von Kleinasien,
in welchem sich verschiedene kleinere Reiche bildeten; ferner den größten Theil
des Inneren Asiens, welches ihm 256 v. Chr. durch Arsuces, den Stifter
des in der Folge so mächtig gewordenen parthischen Reiches, entrissen wurde;
zuletzt ward Syrien eine Beute der Römer. Aegypten, von Ptolemäus,
dem Sohne des Lagus, gegründet, erhielt sich in seiner Abgeschlossenheit
am längsten und ward durch eine spätere Rachblüthe griechischer Wissen
schäften, vorzüglich in Alexandrien, berühmt, bis es endlich auch 30 v. Chr.
eine römische Provinz ward. Macedonien endlich, wo nach langen und
blutigen Abwechselungen der Herrschaft und nach dein gänzlichen Untergange
des Geschlechts Alexanders sich Antigonus Gonnütas 278 v. Chr. festsetzte.
Die Geschichte dieses Reichs und die damit eng verflochtenen letzten
Schicksale Griechenlands wollen wir nun noch einen Augenblick näher be-
trachten.
Schon während der ersten Feldzüge Alexanders hatten die Griechen
und vorzüglich die Spartaner auf eine Gelegenheit gewartet, das macedo
nische Joch abzuwerfen, und sich deshalb in Unterhandlungen mit Darius
eingelassen. Rach der Schlacht von Arbela brachte Agis, König von Sparta,
viele griechische Staaten unter die Waffen, ward aber vom Antiputer,
Statthalter in Macedonien, bei Megalopolis geschlagen und blieb in der
Schlacht. Rach Alexanders Tode zeigte sich abermals eine mächtige Gäh-
rung in Griechenland und Athen; vorzüglich war es Demosthenes, welcher
die Griechen zum Freiheitskampfe aufrief. Die ersten Unternehmungen
waren glücklich; bald aber erhielt Antipater Verstärkungen und niit ihnen
die Oberhand. Athen mußte macedonische Besatzung aufnehmen, und De
mosthenes, welcher nach der Insel Calanria gestehen war, nahm Gift, um
nicht in die Hände der Feinde zu fallen. An den Kämpfen zwischen den
Feldherren Alexanders nahm Griechenland nur leidend Antheil. In diese
Zeit fallen noch verschiedene Raubzüge gallischer Völkerschaften, welche
schon eine Zeit lang an der oberen Donau, im heutigen Oesterreich tind
Jllyrien, gehaust hatten und von welchen besonders der eine (278) merk