1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
X. Griechenland.
665
Trikala genannt, ist eine überaus fruchtbare Thalebene, nördlich vom
Berge Lacha oder Olymp, südlich vom Berge Kumayta oder Oeta,
'östlich vom Pelion oder Maurovuni, westlich von der Hauptkette des
Pindus der Alten, jetzt Agrapha, Mezzovo u. s. w. genannt, umschlossen
und ziemlich gut angebaut. Die herrlichen Weiden ernähren treffliches
Rindvieh und'viele Schafe. Getreide, Reis, Baumwolle, Färberröthe,
Taback,''Wein und Seide gehören zu den Haupterzeugnissen. Die Ein-
wohner, etwa 390,000, von denen % Griechen, zeigen mehr Betriebsam-
keit, als in allen übrigen Provinzen, und sind mit der Verarbeitung der
Baumwolle, Wolle, des Leders, der Seide und des Tabacks vorzüglich be-
schäftigt.
Zu bemerken sind hier:
Jenischehr (das alte Larissa), am Salambria oder Peneus, eine
der betriebsamsten Städte des Reichs, mit 25,000 Einw., meist Türken,
welche sich mit der türkischen Garnfärberei, der Saffianbereitung, Seiden-
und Banmwollenweberei u. s. w. beschäftigen. Unterhalb der Stadt bis
zum Meere erstreckt sich das im Alterthum berühmte Thal Tempe, dessen
Schönheit neuere Reisende nicht ganz anerkennen wollen. Nahe am West-
eingange des Thals liegt der meist nur von Griechen bewohnte Ort Am-
-elakia am Abhange des Berges Kissow.o (Ossa), wo sich die berühm-
testen Rothgarnfärbereien und eine bedeutende griechische Schule befinden.
In der höchsten bewohnten Gegend des Olymp liegt das Kloster des heiligen
Dionysius. — Nach der westlichen Grenze zu liegt am Salambria die
jetzige Hauptstadt Trikala oder Tirhala (im Alterthum Tricca, mit
einem berühmten Aeskulap-Tempel), mit 10,000 Einw. und wichtigem
Baumwollenbau. — Die kleine Hafenstadt Volo, an einem Meerbusen
gleichen Namens, wird für das alte Iolkos gehalten. — Das Schlachtfeld
von Pharsälus sucht man in der Nähe von Tschatalscheh, von den
Griechen Farsa genannt. — An dem wilden Mezzovo-Gebirgezliegen, in
der Gegend der Stadt Kalabak, aus der Ebene vorragend und nahe
bei einander, Utchrere senkrecht abgeschnittene, hohe, isolirte, rundliche Felsen,
die Metedra genannt, auf welchen sieben griechische Klöster erbaut sind,
zu welchen man nicht anders als durch Strickleitern oder durch emporge-
wnndene Körbe gelangen kann. '
9. Die Inseln. Von den Inseln des Archipels sind folgende dem
türkischen Reiche geblieben.
a) Im nördlichen Theile des Aegäischen Meeres: Thaso (Thasus),
unweit der Küste von Macedonien, der Mündung des Karasu gegenüber,
einst wegen ihrer Goldgruben, ihrer Edelsteine und des herrlichen, dem
parischen gleichen Marnwrs, später ihres trefflichen Weines wegen berühmt;
jetzt nur noch ein gut bewaldetes, fruchtbares, aber schlecht angebautes Land
von 7 szm. mit 6000 Einw., wovon etwa die -Hälfte Türken sind.
Holz, Wein und Getreide sind Handelsartikel. Der Hauptort Castro, ein
Flecken, liegt an der Nordküste. — Samathraki (Samothrace, türkisch
Semendrek), südöstlich von der vorigen, mit 1500 Einw. — Südlich
davon Imbro (Imbros), mit 4000 Einw. — Südwestlich davon liegt
die größere Insel Limno oder Stalimeue (Lemnos), 9 H>M. groß,
mit 8000 Einw. Ihre ehemaligen Vulcane ruhen seit Jahrhunderten!;
doch verrathen noch heiße Quellen die vulcanische Beschaffenheit ihrer ge-