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1. Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 73

1869 - Braunschweig : Schwetschke
Ii. Arabien. 73 Lehren hatte er theils mündlich, theils durch einzelne, in halb dichterischer Sprache abgefaßte kleine Abhandlungen, Suren genannt, verbreitet, worin er, wie irgend eine äußere Veranlassung ihn aufforderte, Vorschriften gab über Reinigungen, Gebete, Fasten, über die Ehe, Entscheidungen über ein- zelne gesetzliche Fragen ertheilte oder die Andersglaubenden bekämpfte. Diese zu verschiedenen Zeiten und bei ganz verschiedenen Veranlassungen er- schienenen Aufsätze und Vorschriften wurden damals nur auf Palmblätter, Leder, Schulterknochen von Thieren u. dgl. geschrieben (ob Muhammed selbst hat schreiben können, ist ungewiß), aber erst nach seinem Tode ge- sammelt, und bilden nun das Gesetzbuch der Muhammedaner oder den Koran. Später wurden noch viele Sentenzen, Belehrungen, Entscheidungen Muham- meds, Züge ans seinem Leben u. s. w. gesammelt, und diese bilden die muhammedanische Tradition oder Sunna, deren Inhalt von den Sunniten dem Koran beinahe gleich geachtet, von europäischen Gelehrten aber jenem Buche an geistigem Inhalt selbst vorgezogen wird. Muhammed hinterließ von seinen zahlreichen Weibern nur eine Tochter am Leben, Fatima, die Gemahlin Alis; doch nicht dieser, sondern Abubekr, der Vater Ajeschas, der Wittwe Muhammeds, ward zum Chalisen, Nachfolger oder Stellver- treter des Propheten, erwählt. Er herrschte nur ein Jahr, doch ward unter ihm schon die Eroberung Syriens angefangen. Sein Nachfolger war Omar, ein anderer Schwiegervater des Propheten, welcher bis 640 nicht allein ganz Syrien mit Jerusalem, sondern auch noch Aegypten eroberte; er nahm den Titel Emir al Mnmenin, d. h. Fürst der Gläubigen, an, und ward 643 von einem Sclaven ermordet. Unter seinem Nachfolger Osman, einem Schwiegersöhne des Propheten, ward Persien und die ganze nordafrikanische Küste bis Ceuta erobert; Osman aber kam 654 in einem Aufstande um. Nun endlich ward der geliebtere Schwiegersohn Muham- meds, Ali, zum Chalifen erwählt; aber schon war die Eintracht unter den Arabern verschwunden, und Ali hatte während seiner kurzen Regierung mit vielen empörten Statthaltern zu kämpfen, bis er 660 ermordet ward. Er ist es, den die Schiiten für den ersten und einzig rechtmäßigen Chalifen er- kennen. Sein Nachfolger ward der bisherige Statthalter von Damask, Moawijah I., aus dem Geschlechte der Omajjaden; er verlegte den Sitz des Reichs, wofür bisher Medina gegolten, nach Damask und versuchte schon 660, Constantinopel, wiewohl 'vergeblich, durch eine Flotte anzugreifen. Nach seinem Tode entstanden blutige Unruhen und Spaltungen über die ahl eines Chalifen; Alis Sohn, Husein, ward zwar von einer Partei erwählt, aber bald verrätherisch ermordet; andererseits kamen auch alle Omajjaden, mit Ausnahme zweier, in diesen Kriegen um. Der eine, Ab- durrahnckn, floh nach Spanien und gründete dort das lange blühende Cha- lifat der Omajjaden zu Cordova; der andere zog sich nach Arabien zurück, wo sein Geschlecht sich bis ins 16. Jahrhundert erhalten haben soll. Schon eines Jahrhunderts darauf reicht Arabien mit einer Hand nach Granada, mit der anderen nach Delhi. Strahlend in Tapferkeit, Herrlichkeit und hellleuchtendem Genius glänzt Arabien lange Jahrhunderte über einen großen Theil der Welt. Glaube ist groß, beseligend. Der große Mensch ist immer wie ein Blitz vom Himmel; die übrigen Menschen warten auf ibn gleich Brennstoff, und dann flammen sie auf."
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