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1. Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 75

1869 - Braunschweig : Schwetschke
Ii. Arabien. 75 beinahe nie bezwungene Jemen mußte eine Zeit lang die Oberherrschaft der Pforte oder vielmehr des Paschas von Aegypten, anerkennen, dessen Macht in diesen Gegenden aber in den letzten Jahren durch manche erlittene Nie- derlagen sehr gesunken ist. Die Wechabiten sind zwar zerstreut und äußerst geschwächt, doch schwerlich als vertilgt zu betrachten. Sowie die Geschichte, so beginnt die arabische Literatur ebenfalls erst einige Menschenalter vor Muhammed. Die Sage erzählt zwar von viel älteren poetischen Werken; aber theils sind sie wegen Mangel an Schreib- kunde verloren gegangen, theils sind die Ansprüche einiger dieser Gedichte auf ein hohes Alterthum aus sprachlichen Gründen zu verwerfen. Die Zeit unmittelbar vor Muhammed war ohne Zweifel der eigentliche Blüthe- puntt der arabischen Poesie. Kriegszüge und Heldenthaten, Gefahren und Abenteuer, Liebe und Klagen sind der gewöhnliche Inhalt dieser zahlreichen, oft wohl aus dem Stegreif gesungenen Dichtungen. Sie bestehen stets aus gereimten Doppelversen oder Veits, Distichen, deren 20—30 die ge- wöhnliche Länge eines Gedichts ausmachen; größere, welche bis 100 Veits zählen, heißen Kasida. Unzählige Dichter müssen damals in Arabien ge- blüht haben, und Mekka war schon damals der Ort, wo auch die Dichter beim Zusammenfluß der Pilger und auf den Handelsmärkten sich einfanden, um im poetischen Wettstreit zu glänzen. Vergleicht man den ebenfalls dichterisch und in gereimten, doch nicht metrischen Versen abgefaßten Koran mit den Werken jener goldenen Zeit der arabischen Poesie, so findet man, daß er, wenige ausgezeichnete, eines Propheten wiirdige Stellen abgerechnet, sehr dagegen zurücksteht; und nur dem politischen und religiösen Ueberge- wichte dieses Buches ist es beiznmessen, wenn eö die früheren Werke ver- drängte und die bessere Zeit der arabischen Poesie beschloß. Die unmittel- bar auf Muhammed folgende Zeit war zu stürmisch und wirkte eher ver- nichtend als befördernd auf die Poesie und die wissenschaftliche Bildung überhaupt; erst im 8. und im Anfang des 9. Jahrhunderts unter den Abbasiden Harnn al Raschid und Al Mamun blühte zu Bagdad mit allen Wissenschaften auch die Poesie, wenngleich nicht in der alten Herrlichkeit wieder auf. Es entstanden nun ganze Gedichtsammlungen, Divans ge- nannt, und größere Werke in der erzählenden Gattung, die auch unter uns zum Theil bekannt sind. So z. B. die berühmte Fabelsammlung des Bidpai, welche indischen Ursprungs und erst aus dem Persischen ins Arabische übertragen worden ist. Auch der große Roman „die Tausend und Eine Nacht" war zu Harun al Raschids Zeit wenigstens zum Theil schon vorhanden; aus derselben Zeit scheint auch der bändereiche Roman „Antar" zu sein. Ueberhanpt aber ist zu bemerken, daß die arabische Poesie sich hauptsächlich in der lyrischen Gattting bewegt und patriotische, panegyrische, erotische, elegische und satirische Stoffe behandelt; daran schließen sich Gnomen und Sentenzen, Fabeln und Romane; die epische und dramatische Poesie ist dieser Literatur ganz fremd geblieben. — Fast nur in der Poesie, Geographie und Geschichtschreibung hat die arabische Literatur eigenthüm- liche Producte aufzuweisen; in anderen Wissenschaften, welche Ebenfalls unter den Abbasiden in Bagdad und unter den Omajjaden zu Cordova und in ganz Spanien mit großem Eifer betrieben wurden, blieben die Ara- der stets Schüler der Griechen. Sie übersetzten fleißig die Werke des
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