1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Welt
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Ii. Der eigentliche australische Archipel.
Um diese Tausende von Inseln, welche vom 149 bis zum 270° ö.
Lg. im Großen Ocean zerstreut liegen, einigermaßen übersehen zu können,
wollen wir sie in zwei Hälften theilen, in die Inseln südlich und in die
nördlich vom Aequator. In Hinsicht auf die Physische Beschaffenheit dieser
Inseln theilt man sie auch in hohe und niedrige. Die hohen Inseln
sind, wie die unendliche Mehrzahl aller Inseln, die Gipfel von Gebirgen,
einzelnen Bergen oder Hochländern, welche sich über die Oberfläche des
Meeres erheben. Die niedrigen Inseln, auch Korallen-Inseln
genannt, haben eine ganz eigenthümliche Beschaffenheit. Sie haben in der
Regel eine runde oder länglich runde Gestalt, doch so, daß sie gewöhnlich
nur einen kleinen kreisförmigen Rand bilden, welcher sich nur wenig über
das Meer erhebt und einen inneren See oder Lagune umschließt. Dieser
Rand ist stets höher an der Windseite, niedriger und meistens durchbrochen
an der entgegengesetzten Seite, wo eine oder mehrere Oeffnungen des Randes
Canäle bilden, durch welche die Schiffe in die Lagune eindringen können.
Ist der Rand, was aber selten, ganz geschlossen, so ist die Lagune ein Keiner
Landsee, zuweilen auch schon ausgefüllt, und bildet dann nur eine flache
Niederung. Bei vielen dieser Inseln ist der Rand so durchbrochen, daß das
Ganze einem Kranze oder einer Perlenschnur von mehreren Keinen Inseln
gleicht. Der Boden dieser Inseln besteht durchgängig aus Korallentrümmern,
mit Sand und Schlamm vermischt; dieser Umstand, sowie die gewöhnlich
kreisförmige Gestalt dieser Inseln, das nicht seltene Vorkommen von vul-
canischen Produkten und von Erdbeben auf denselben, der Umstand endlich,
daß das Meer dicht am äußeren Rande sehr tief, in der Lagune stets von
ungleich geringerer Tiefe ist, hat die nicht unwahrscheinliche Vermuthung
veranlaßt, daß diese Inseln nichts als unterseeische erloschene Vulcane seien,
deren Kraterränder durch den Bau der Korallen bis über die Meeresfläche
erhöht worden, während die Lagune in der Tiefe des Kraters ebenfalls nach
und nach von dem Korallenbau ausgefüllt werde. Dadurch würden sich
auch viele Veränderungen an diesen Inseln erklären lassen, wenn man, ähn-
lich wie dies anderwärts beobachtet worden, örtliche Hebungen und Sen-
kungen an solchen Meeresstellen annimmt, welche in vulcanischen Regionen
nicht selten sind. Andere Koralleubauten bilden einen Kranz um Inseln und