1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Welt
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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D. Afrika.
sanding, sämmtlich am Niger. Weiter östlich jenseit des Sees Debo liegt
das Reich Timbuktu, mit der Hauptstadt gleichen Namens, unter 17 y2°
n. Br., über eine Meile nördlich vom Niger, in einer Sandwüste; am
Flusse selbst liegt der Hafen Kabara. Dies lange gesuchte Timbuktu
(Tumbutu) ist eine offene Stadt, die aus Lehm- und steinernen Häusern
besteht, einige Moscheen und nach vr. Barth's*) Schätzung 20,000
Einw. hat, bald vom Sultan von Sego, bald von den Fellatas, bald von
den räuberischen Tuariks bedroht und erobert (jetzt steht es unter der Herr-
schaft von Dschennie); allein der Platz ist, ungeachtet er jetzt an Bedeutung
verloren, noch immer als der Zielpunkt fast aller Karavanen aus Nw.-Afrika
von großer Wichtigkeit und die Bewohner sind durch ihre Thätigkeit berühmt.
Diese Karavanen bringen Salz, Taback, Opium, Pulver, Blei, Flinten,
Leinwand, feine Tücher, Seidenwaaren, Messer, Schwerter und andere Eisen-
waaren, und empfangen dafür Goldstaub, Elfenbein, Sclaven, Gummi,
Straußfedern und Guru-Nüsse, eine in ganz Afrika gesuchte Frucht, deren
bitterlicher Geschmack dazu dient, das brackige Wasser zu verbessern.
Da Timbuktu besonders als Handelsstadt Beachtung verdient, so haben
die Berichte des Doctor Barth über die commerziellen Verhältnisse dieser
Wüstenstadt besonderes Jnterresse, wir gestatten und deshalb, hier das Wesent-
liche folgen zu lassen. „Der Hauptzug, welcher den Markt Timbuktus von
demjenigen Käuds unterscheidet", sagt Barth, „ist der Umstand, daß Tim-
buktu keineswegs ein producirender Platz ist, während das Hanffa-Emporium
vollkommen verdient, als solches betrachtet zu werden. Fast das ganze
Leben der Stadt ist auf fremden Handel basirt, der infolge der großen
nördlichen Biegung des Flusses hier den günstigsten Punkt zum Verkehr
findet, während zugleich der herrliche Strom die Anwohner in den Stand
setzt, sich mit allen ihren Bedürfnissen von außen zu versehen; denn einhei-
misches Korn wird hier nicht in gehöriger Menge gebaut, um auch nur
einen kleinen Theil der Bevölkerung zu versorgen, und fast alle Lebensmittel
werden zu Wasser von Ssan-siundi und der Nachbarschaft eingeführt."
Die einzigen blühenden Gewerke beschränken sich auf das Handwerk des
Grobschmieds und auf Lederarbeit. Von einer Industrie Timbuktus kann
also kaum die Rede sein.
Der auswärtige Handel hat vornehmlich drei große Straßen: erstens
den Handelsweg am Flusse entlang von Südwesten her (denn weiter ab-
wärts am Flusse giebt es heutzutage kaum irgendwelchen Handel), der die
von verschiedenen Punkten ausgehenden Radien zusammenfaßt, und zwei
Straßen von Norden her, diejenige von Marokko auf der einen Seite und
die von Ghadümes auf der anderen. In diesem gesammten Handel bildet
Gold den Hauptartikel, wiewohl der Gesammtbetrag des von Timbuktu aus-
geführten edlen Metalls dem Anscheine nach, wenn nach europäischem Maß-
stabe gemessen, nur gering ist. Wahrscheinlich übersteigt er im Durchschnitt
*) Glücklicher Weise hatte er sich die Gunst des daselbst befindlichen Scheikhs
zu erwerben gewußt. Auf dessen Rath gab er sich, zum Schutz gegen den Fanatis-
mus der Bewohner, für einen Gesandten des Groß-Sultans in Constantinopel aus
und hielt als solcher im Jahre 1853 einen feierlichen Einzug in diesen Centralmarkt-
platz Afrikas, der als solcher die „Königin der Wüste" genannt wird.