1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Welt
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
X. Chile.
Die jetzige Republik Chile (tschile), ehemals eine spanische General-
capitanerie, erstreckt sich als langer Küstenstrich, dessen Breite nur 20 bis
40 M., an der Küste des Stillen Oceans vom 24 bis zum 43'/z" s. Br.,
und wird im N. von Bolivia, im O., wo der Kamm der Anden die Grenze
macht, vom Staate La Plata, im S. und So. von Patagonien, im W.
vom Großen Ocean begrenzt. Der Flächeninhalt beträgt 6237,* H>M.,
worauf über 2 Millionen Menschen leben. Die Beschaffenheit des Landes
hat in vieler Hinsicht Aehnlichkeit mit Peru; auch hier zieht sich der höchste
Rücken der Anden von S. nach N. in einer mittleren Entfernung von 20
M. vom Meere; auch hier sind viele Vulcane, die Erdbeben äußerst häufig,
und der nördliche Theil der Küste ist von ebenso sandiger und öder Be-
schaffenheit wie in Peru. In den südlichen Theilen, bis über den bedeu-
tenden Fluß Biobio unweit Concepción hinaus, ist die Küste auf den niedri-
gen Bergen herrlich bewaldet; nördlicher bis Valparaiso nimmt der Pflan-
zenwuchs ab, nur spärliches Gras und Gesträuche bedecken die Hiigel des
Users; auch weiter nördlich finden sich weite Sandflächen und nur da Frucht-
barkeit, wo ein Bach sich ins Meer ergießt; hier versiegen auch die meisten
kurzen Küsteuflüsse im Sommer gänzlich. Der Kamm der Cordillere, wel-
cher sich im Mittel hier über 10,000" erheben mag, wird noch von Gipfeln
bedeutend überragt, die zum Theil vulcanisch sind, wie der Descabezado,
der Vulcan von An tuco, welcher wegen seiner sehr spitzen Form merk-
würdig ist, und vor allen der Aconcagua, im O. vou Valparaiso, welcher
nahe 22,000' erreicht und somit den Chimborazo noch weit hinter sich läßt.
Zahlreiche Querthäler, aber nur von unbedeutenden Flüssen bewässert, unter
denen nur der Valdivia schiffbar ist, durchsetzen die westlichen Abfälle und
Vorberge der Hauptkette. Die Pässe über die Anden sind überaus schwie-
rig, einen Theil des Jahres mit Schnee bedeckt, und an fahrbare Straßen
ist bis jetzt noch nicht zu denken. Die besuchteste Straße, von Mendoza
nach Santiago, ist selbst im Sommer nicht ohne Gefahr: die Cumbre
oder der höchste Punkt des Uspallata-Passes ist 12,000' hoch. Rach
den Aussagen der Indianer sollen aber südlich von Chile viel bequemere
Pässe vorhanden sein. Die Küste ist meist steil und felsig und hat einige
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