1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Welt
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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E. Amerika.
tigirng roh gearbeiteter Wollenzeuge, z. B. der Ponchos, wollener Decken,
init denen sich die Gauchos kleiden.
Die Bevölkerung dieses Landes, wo Neger und Mulatten jetzt sehr
selten sind, ist noch ungemein schwach, und fast nur der südliche Theil und
vorzüglich die User der großen Ströme sind wirklich angebaut. Aber die
Pampas bilden gegenwärtig nicht mehr eine nutzlose Einöde, in der das Vieh
wie ehemals wild umherläuft; der größte Theil derselben ist von der Re-
gierung vermessen und unter Hunderttausenden von Thieren, die hier herum-
schweifen, ist vielleicht nicht eins, dem nicht vor Erreichung des ersten Jahres
ein Zeichen zur Erkennung des Besitzers eingebrannt worden. Das meiste
Land ist in Estancias (Meiereien) getheilt, oft mehrere Quadratmeilen
groß; in der Mitte liegt das Wohnhaus, wo möglich in der Nähe eines
Baches, weil die zuweilen 3 bis 4 Monate lang anhaltende Dürre für das
Vieh verderblich ist*). Es giebt E8taneia8, welche 60,000 Stück Vieh und
viele Hundert Pferde enthalten; vor der Revolution gab es deren, welche
5oo,Ooo Stück hielten; aber der Preis ist auch jetzt im Verhältniß gestiegen;
In den umherliegenden Ranchos halten sich die Gauchos, und die Peons
auf; diese besorgen die Heerden, jene die Pferde. Das Innere ist noch fast
ganz den unabhängigen, hier sehr zahlreichen Jndianerstämmen überlassen,
unter denen sich noch immer mehrere den Weißen höchst feindselig erweisen.
Viele dieser Judianerstämme sind seit der Entdeckung dieser Gegenden aus-
gestorben oder doch außerordentlich zusammengeschmolzen, was theils die
Folge ihrer unaufhörlichen inneren Kriege, theils Wirkung der Blattern und
des Branntweins ist, welchen alle Indianer ohne Ausnahme lieben; theils
endlich eine Folge der unmenschlichen Sitte, welche (wie in Neuholland)
bei vielen Stämmen herrscht, die Leibesfrucht der Weiber vor der Geburt
gewaltsam abzutreiben, um nicht die Last vieler Kinder zu haben. Mehrere
dieser Stämme sind vortrefflich gebaut, wissen fast nichts von Krankheiten
und Gebrechen und erreichen ein außerordentlich hohes Alter. Jeder Stamm
redet eine eigene Sprache, wovon einige sehr wohlklingend und leicht, andere
außerordentlich schwer auszusprechen sind. Sonderbar ist es, daß, obgleich
die wilden Pferde überall verbreitet sind, doch nur einige Jndianerstämme
sich beritten gemacht haben, andere durchaus nicht. Nur die zahlreichsten
oder sonst merkwürdigsten dieser Stänime können wir hier anführen. Die
Payaguas, aus deren Namen durch Verstümmelung der Name Paraguay
entstanden ist, und welche den Guaycurus, zu beiden Seiten des oberen Pa-
raguay, nahe verwandt sind, leisteten bei der Ankunft der Europäer den
heftigsten Widerstand, blieben lange die Herren der Schifffahrt auf jenem
Strome, sollen aber jetzt an Zahl sehr unbedeutend sein. Sie haben sich
in der Gegend von Asuncion niedergelassen, wo sie zwar keinen Ackerbau
treiben, aber mit Kähnen und mit dem Fischfang sehr geschickt umzugehen
wissen; sie sind völlig frei, aber Verbündete der Weißen. Die Pampas-
Indianer, der Name für mehrere Stämme, leben in den weiten Ebenen
südöstlich von Buenos-Ayres; sie sind beritten und daher gefährliche Feinde.
*) In den höchst trocknen Jahren 1830 bis 1832 schätzt man die Zahl der um-
ekommenen Thiere auf nicht weniger als 1% bis 2 Millionen; solche Verheerungen
ommcn jedoch glücklicher Weise nur selten vor.