1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Welt
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Xv. Die La Plata-Staaten.
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Sie leben zwar von der Jagd und wissen sich dabei der Bola sehr gut zìi
bedienen, handeln aber auch mit Rindvieh. Sie gehören zur Familie
Puelches (d. h. Leute von Osten), wie man sie in Chile bezeichnet, und
waren sonst eine der mächtigsten Nationen in Süd-Amerika. Früher lebten
sie vorzüglich im südlichen Theile des Gebiets von Buenos-Ayres, zwischen
dem Colorado und Negro, sind aber jetzt ganz von den Ebenen verschwunden
und der Nest hat sich in die Anden zurückgezogen. Die Furchtbarsten unter
diesen berittenen Nomaden sind die erst in neuerer Zeit bekannt gewordenen
und mit den Araucanern nahe verwandten P eh neu che n. Sie haben keine
festen Wohnplätze und halten sich im Winter im Gebirge auf, wo sie zahl-
reiche Heerden besitzen. Im Sommer streichen sie dagegen in den Pampas
umher, stets mit anderen Stämmen oder mit den Weißen im Kriege, wo-
bei eine lange Lanze und der Lazo ihre einzigen Waffen sind. Mehr als
einmal haben sie ihre blutigen, verwüstenden Ueberfälle bis an die Thore
von Buenos-Ayres ausgedehnt. Die Charruas, jetzt am östlichen Ufer
des Uruguay, waren bei der Entdeckung und sind noch gefährliche Feinde
der Weißen. Sie sind ebenfalls beritten, leben vom wilden Rindvieh, gehen
fast durchaus nackt und hassen jede Art von Civilisation; sie zahlen nur
noch 400 Krieger. Am zahlreichsten sind die Indianer in der Provinz
Chaco oder den großen Ebenen westlich vom Paraguay zwischen 20 und
30" Br. Hier hausen unter anderen im N. die Guanas; sie mögen an
8000 Seelen zählen, sind friedlich, treiben jetzt größtentheils Ackerbau oder
Viehzucht und haben sich freiwillig den kriegerischen Mbayas unterworfen,
welche, 4- bis 5000 Seelen stark, beritten sind, mit allen übrigen Indianern
in Fehde leben und viele Sclaven halten. Die M achicuys sind ebenfalls
beritten, leben von der Jagd und etwas Ackerbau, und zählen über 1000
Krieger. Die Mocobys, gleichfalls in Chaco, leben blos von der Jagd
und ihren Rinder- und Schafheerden; sie sind groß, beritten und sollen an
2000 Krieger stellen können. Die ebenso athletischen Abipo neu waren
einst ein mächtiges und berühmtes Volk in Chaco; sie sind aber von den
Mocobys vertrieben und am unteren Parana ansässig geworden; sind wenig
zahlreich, behaupten aber noch ihre Freiheit. In den nördlichen Gegenden
Hausen außerdem mehrere andere, wenig bekannte Stämme, z. B. die
Mat a cos in den Llanos de Man so, westlich vom Flusse Pilcomayo.
Die Mündung des Rio de la Plata ward zuerst von Diaz de Solis
1515 eutdeckt, welcher bei dem Versuch der Besitznahme des Landes von
den Eingeborenen erschlagen ward. Erst 1526 errichtete Cabot ein Fort
in dieser Gegend; es mußte aber wegen der Angriffe der Eingeborenen
wieder aufgegeben werden, und die Spanier ließen sich bei Asuncion, wo
erstere weniger feindselig sich zeigten, nieder; erst 1581 kehrten sie an die
Mündung des Flusses zurück und legten Buenos-Ayres an. Von der Zeit
an theilten diese Gegenden das Schicksal der übrigen von den Spaniern in
Amerika beherrschten Länder, und ertrugen das unnatürliche Joch, welches
ihnen auferlegt war und alle Entwickelung ihrer Kräfte lähmte, mit großer
Ruhe, obwohl die Kreolen zu Buenos-Ayres schon seit der Mitte des vori-
gen Jahrhunderts einen bitteren Haß gegen die europäischen Spanier hegten.
Ueberhaupt belebte ein kriegerischer Sinn die Einwohner jener Stadt, welchen
sie rühmlich an den Tag legten, als sie 1806 und 1807 die englische Macht,