1865 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Fischer, Ferdinand Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
8 Babylonier und Assyrer. (Erstes großes Weltreich.)
oder an der Sonne getrockneten Steinen, die Dächer von Holz
und zum Theil mit Elfenbein, Gold und Edelsteinen ausgelegt.
Das Innere der Häuser war mit Marmorplatten verziert und
der Eingang mit Statuen versehen. In der Stadt wohnten
120,000 Menschen, die wegen ihrer Ueppigkeit und Schwelgerei
nahe daran waren, die strafende Hand Gottes zu erfahren. Doch
hatte der Herr Erbarmen mit ihnen und sandte ihnen den
Propheten Jonas aus Galiläa zu, daß er ihnen Buße predige,
wonach sie ihr gottloses Wesen änderten und Gnade empfingen
(Jonas 1—3). — Nach Ninus herrschte seine durch Schönheit
und Klugheit ausgezeichnete Gemahlin Semiramis. Wie die
Sage berichtet, war sie die Tochter einer Göttin und wurde von
Tauben durch Milch und Käse ernährt. Ihr kriegerischer Geist
ließ ihr in ihrem Lande keine Ruhe. Sie drang selbst bis Indien
vor und verschönerte und erweiterte bei ihrer Rückkehr die Stadt
Babylon. Dieselbe hatte, wie Ninive, auch zwölf Meilen im
Umfange, aber so breite, gleichfalls mit hohen Thürmen besetzte
Mauern, datz darauf sogar sechs Wagen bequem neben einander
fahren konnten. 200 Thore führten in die Stadt, die durch den
Euphrat in zwei Theile getheilt wurde. Die wichtigsten Bau-
werke darin waren: Die schwebenden Gärten, die große Burg
und der Belustempel. — Die schwebenden Gärten ruhten
auf terrassenförmig sich erhebenden Mauern, ragten mit ihren
Gewächsen über die Stadt hinweg und wurden vom Euphrat aus
durch Pumpenwerke bewässert. Die große Burg war der von
einer Mauer umgebene Palast, von dem Dan. 4, 16 die Rede
ist. Von ihr führte ein unterirdischer Gang unter dem Euphrat
hinweg zum Belustempel. Derselbe bestand aus acht auf ein-
ander gebauten, nach oben hin sich verengenden Thürmen, in
deren oberstem sich das Bild des Götzen Bel befand. — Alle
Herrscher Assyriens nach der Semiramis waren schwach und feige,
besonders der letztere, Sardanapal. Aus seinem Palast kam
er fast gar nicht heraus und sein steter Umgang waren Frauen.
Er kleidete sich sogar wie diese und suchte auch eine eben solche
Stimme wie sie zu erhalten. Das verdroß das Volk, und so
empörte es sich gegen ihn unter einem Manne, Namens Arbaces.
Zu feig, den Empörern muthig entgegen zu treten, zündete Sarda-
napal seinen Palast an und verbrannte sich darin mit seinen
Frauen und Schätzen (888 v. Chr.).
Von jetzt ab zerfiel das altassyrische Reich in drei neue Reiche:
das neuassyrische, das babylonische und das medische