1865 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Fischer, Ferdinand Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Erste Herrschaft deö Christenthums. 43
Kaisern selbst einen Mann, der seine Gemeinde nicht nur kräftig
in Schutz nahm, sondern sogar selbst ein Bekenner des Evange-
liums wurde. Dies war Constantin d. Gr.
Schon längst war er dem Christenthum zugethan gewesen,
doch wagte er es nicht, sich öffentlich zu selbigem zu bekennen.
Da mit einem Male gab folgendes Ereigniß den Ausschlag. In
Rom war ein Empörer aufgetreten, Maxentius mit Namen,
und gegen ihn war Constantin, der sich mit seinem Heere am
Rhein aufhielt, genöthigt, die Waffen zu ergreifen. Schon nähern
sich einander die feindlichen Heere. Da erblickt der Kaiser am
hellen Mittagshimmel ein strahlendes Kreuz mit der Umschrift:
„Durch dieses Zeichen wirst du siegen." Sogleich läßt er nun
eine große Kreuzesfahne anfertigen und sie dem Heere voran-
tragen. Wo sie erscheint, muß der Feind weichen, und bald ist
er in die Flucht geschlagen. Umjauchzt von seinen Schaaren steht
Constantin auf dem Schlachtfelde, zieht triumphirend in Rom
ein, läßt. seine Bildsäule daselbst mit einer Kreuzesfahne schmücken
und bekennt sich nun öffentlich als Jünger deffen, der ihm den
Sieg bescheert hat.
Unablässig war Constantin jetzt bemüht, die Kirche Christi
zu heben. Er sicherte allen Christen im römischen Reiche freie
Religionsübung zu, ließ prächtige Kirchen bauen, versah die Geist-
lichen mit Glanz und Ehre, ließ die heilige Schrift in vielen
Exemplaren abschreiben und an mehrere Kirchen vertheilen, ließ
die christlichen Feste feierlich begehen, schaffte aus Ehrfurcht vor-
dem Tode des Herrn die Strafe der Kreuzigung ab, ließ das
Kreuz selbst als Sinnbild des Glaubens an vielen Stellen auf-
richten und verlegte seine Residenz aus dem immer noch heid-
nischen Rom nach dem mehr christlichen Byzanz, welches nun
nach ihm den Namen Lonstantinopel erhielt. Ja, seine fromme
Mutter, die Kaiserin Helena, pilgerte sogar nach Jerusalem
und ließ dort auf der Kreuzigungsstätte des Herrn die Kirche des
heiligen Grabes bauen. — Zu tadeln an Constantin aber ist,
daß er sich durch seine schlecht gesinnte Gemahlin Fausta so
weit hinreißen ließ, seinen eigenen Sohn Crispus tobten zu
lassen. Später bereute er seine große Uebereilung und strafte
die Fausta dadurch, daß er sie in einer Badestube durch Dämpfe
ersticken ließ. In dem Wahne, durch die Taufe alle seine Sün-
den mit einem Male zu tilgen, verschob sie Constantin bis kurz
vor seinem Tode und schlummerte in seinem weißen Tauskleide
i. I. 337 als erster christlicher Kaiser hinüber.