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1. Deutsche Geschichte
1865 -
Langensalza
: Greßler
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1. Deutsche Geschichte 
- S. 68
1865 -
Langensalza
: Greßler
68
Die österreichischen Kaiser.
und gegen letzteres wandte er zuerst seine volle Macht. Allein
das Maaß seiner Volker-Tyrannei war voll, und so trat der
Herr selbst mit gewaltiger Hand gegen ihn auf. Fast das ganze
gegen die Russen geführte Heer wurde von strenger Winterkülte
aufgerieben, und nur mit einem kleinen Ueberreste desselben konnte
Napoleon nach Frankreich zurückkehren. Das war ein Wink für
alle seine zahlreichen Feinde, sich jetzt gegen ihn zu erheben, und
das geschah auch, Preußen voran. Wohl wehrte sich der grause
Kriegsmaun gegeu die auf ihn Eindringenden noch lange tapfer,
— da erreichte ihn sein Verhängnis;. Frankreich ward von
fremden Kriegsschaaren überzogen, Paris zweimal hinter einander
eingenommen und Napoleon seines Thrones entsetzt und als Ver-
bannter erst auf die Insel Elba, dann auf die Insel St. Helena
gebracht, auf welcher letzteren er 1821 starb.
Hierauf kamen die verbündeten Monarchen in Wien zu einem
Kongreß zusammen, auf welchem alle einzelnen Länder Europa's
im Ganzen den Umfang erhielten, den sie noch jetzt haben. Zu-
gleich stifteten joie Monarchen von Rußland, Oesterreich und
Preußen den „heiligen Bund", inawelchem sie sich in ächt
christlicher Liebe zum dauernden Frieden vereinigten. Ihre heiligste
Aufgabe sollte fortan die sein, sich als Familienväter einer und
derselben christlichen Nation zu betrachten und in diesem Geiste
ihr Fürstenamt zu verwalten. Nach und nach traten auch die
übrigen Mächte Europa's diesem Bunde bei. Deutschland wurde
in einen großen Staatenbund verwandelt, zu welchem 31
Fürsten und 4 freie Städte: Hamburg, Lübeck, Bremen und
Frankfurt a. M. gehören. Der Zweck dieses Bundes sollte sein, Er-
haltung der innern und äußern Sicherheit Deutschlands, und Be-
wahrung der Unabhängigkeit und Unverletzbarkeit der einzelnen
Bundesstaaten. Die allgemeinen Angelegenheiten des Bundes
werden durch eine Bundesversammlung zu Frankfurt a. M.
unter Oesterreichs Vorsitz besorgt. Die Gesammtbevölkerung des
Bundes beträgt 35 Millionen Einwohner und die Stärke des
Bundesheeres 300,000 Streiter.
Kehrte auch von jetzt ab auf längere Zeit der Friede in
Deutschland wieder ein, so ist dasselbe späterhin doch noch oft
von höchst bedrohlichen Stürmen, die ihre Veranlassung in dem
revolutionairen Treiben in Frankreich hatten, durchbraust worden.
Augenblicklich, wo die Feder diese Zeilen niederschreibt, geht aber-
mals ein unruhiges, den Frieden störendes Wogen durch Deutsch-
land wegen der beiden Herzogthümer Holstein und Schleswig,