1862 -
Giessen
: Heinemann
- Autor: Schaumann, Ernst
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Bürgerschule, Höhere Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Karl der Große ist einer der bedeutendsten Männer,
welche die Geschichte kennt. Seine Feld Herrn große hat er
durch die Besiegung der vielen Völker, welche sich ihm unter-
werfen mußten, bewiesen. Am längsten widerstanden ihm die
Sachsen, die zwischen Weser und Elbe wohnten. 772 drang
Karl in ihr Land ein, eroberte die Ehresburg an der Diemel,
zerstörte die Jrmensäule (die dem ganzen Volke als ein Hei-
ligthum galt, über deren Zweck oder Beschaffenheit aber alle
sicheren Nachrichten fehlen > und zwang durcb sein geübtes
Heer die Sachsen, um Frieden zu bitten. Während er aber
in Italien das Reick der Long ob arden dem seinigen hin-
zufügte <774), griffen die Sachsen wieder zu den Waffen.
Abermals wurden sie von Karl bezwungen, und auf dem
Reichstage zu Paderborn 777 leistete ihm eine große Menge
den Eid der Treue und ließ sich taufen; doch war ihr wich-
tigster Heerführer Wittekind zu den Dänen entflohen und
reute, als Karl 778 seinen Feldzug gegen Spanien unter-
nommen hatte, die Sachsen zur Empörung. Sie drangen bis
an den Rhein vor und verwüsteten das Land von Cöln bis
nach Fulda. 779 zog daher Karl zum dritten Male gegen
sie, und wieder schenkte er ihnen, da sie sich unterwarfen, den
Frieden. Doch er war nicht von langer Dauer. 782 wurde
ein sränkisckes Heer im Braunschweigischen von ihnen geschla-
gen, als aber Karl selbst erschien, entfloh Wittekind aufs
Neue, und der erzürnte Sieger ließ bei dem heutigen Verden
an der Aller 450sachsen, die sich freiwillig vor ihm ge-
stellt hatten, durch seine Franken niederhauen. Er verfehlte
jedoch seinen Zweck. Durch die furchtbare Strenge erbittert,
erhoben sich die Sachsen insgesammt unter Wittekind's An-
führung. Drei Jahre lang dauerte der neue Krieg, bis sich
die beiden Hauptanführcr Wittekind und Alboin durch ihnen
gewährte Vortheile gewinnen ließen und die Taufe annahmen
785. Von da an wagten die Sachsen acht Jahre lang keine
Erhebung, als sich aber der Kampf durch Unruhen in ihrem
Lande 793 erneuert hatte, griff Karl, um sich endlich dieses
Feindes zu entledigen, 803 zu dem entscheidenden Mittel, daß
er aus ganzen Gegenden die Bevölkerung in das Land der
Franken und an ihre Stelle zuverlässige Völkerstämme und
fränkische Kolonieen versetzte, wodurch der Zusammenhang
unter den Sachsen aufgehoben und die Gewalt der Franken
in ihrem Lande befestigt wurde. Seit dieser Zeit hörten die
Angriffe der Sachsen auf, und zugleich wurde Karl's Absicht
erreicht, in ihrem ganzen Gebiete die christliche Religion