1862 -
Giessen
: Heinemann
- Autor: Schaumann, Ernst
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Bürgerschule, Höhere Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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meinen Unordnung kehrten das rohe Faustrecht, seine
Gewaltthätigkeiten und Räubereien wieder, die von den
Hohenstaufen gepflegten Künste und Wissenschaften ver-
schwanden, die einzelnen Fürsten und Großen des Reiches
(Herzoge, Pfalzgrafen, Markgrafen, Landgrafen re.)
machten sich in ihren Gebieten fast gänzlich unabhängig
und rissen die Einkünfte und Rechte des Kaisers an sich,
und das Reich war seiner Auflösung nahe. Als daher
nach Richard's Tod 1272 auch dem Namen nach kein
Kaiser mehr vorhanden war, sahen die deutschen Fürsten
selbst die Nothwendigkeit ein, daß ein weiser und kräf-
tiger Herrscher auf den Kaiserthron erhoben werde. Auf
einer Versammlung zu Frankfurt am Main (Sept. 1273)
erwählten sie daher den Grafen Rudolf von Habs-
burg (1273—1291) zum Kaiser. Den König Ottokar
von Böhmen, der ihn nicht anerkennen wollte und selbst
nach der deutschen Krone strebte, bezwang er 1278, ent-
riß ihm Oesterreich, das er seinen eigenen Söhnen
Albrecht und Rudolf zutheilte, und wurde so der Grün-
der des mächtigen österreichisch-habsburgischen Hauses.
Besonders bemüht, die Ordnung im Inneren des Reiches
herzustellen, zerstörte er eine große Zahl von Raub-
schlössern.
Rudolf von Habsburg, geb. 1. Mai 1218, war in
der Schweiz, im Elsaß und in Schwaben reich begütert.
Seine Stammburg (Habichtsburg, Habsburg) lag im Aar-
gau, wo ihre Trümmer noch zu sehen find. Er war ein Mann
von hohem, schlankem Wüchse und großer Körperstärke. In
seinem Gefichte lag seine Biederkeit ausgeprägt. Seine
Lebensweise war einfach und mäßig; er haßte allen Prunk in
Kleidung, Wohnung und Nahrung, im Umgänge war er an-
spruchlos und freundlich. Rudolf belagerte gerade die Stadt
Basel, als ihn die Botschaft von seiner Wahl zum deutschen
Könige überraschte. Sofort schloß er mit Basel Frieden und
eilte nach Aachen, wo am 31. Oct. 1273 seine Krönung statt-
fand. Auf dem Reichstage zu Nürnberg (Nov. 1273) fließ
er von den Fürsten und Städten den Landfrieden beschwören,
und, nur um Deutschlands Wohl bekümmert, unternahm er