1855 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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lang nachher die Erschlagenen als Geister mit einander ringen läßt.
Jeder Theil behauptete das Schlachtfeld; aber in der Frühe des fol-
genden Tages trat Attila den Rückzug an. Aetius ließ ihn ruhig ab-
ziehen, und die verbündeten Völker kehrten in ihre Heimath zurück. Wie
darauf Attila Aquileja zerstörte und dadurch zur Gründung Venedigs
Veranlassung gab, wie er dann durch Seuchen und Mangel genöthigt
wurde, von der Eroberung Italiens abzulassen,.gehört zunächst nicht
in unsere Geschichte; dies aber um so mehr: daß er schon 453 in der
Hochzeitsnacht plötzlich starb, mit ihm die Hunnenmücht zerstob, und die
unterjochten Völker wieder in die Freiheit traten.
§. 21. Odoaker macht der römischen Herrschaft im Abendland
ein Ende.
Die Völkerwanderung hatte Rom einen Stoß versetzt, den es nicht
lange überleben konnte. Es hatte schon längst unter fremdem Einflüsse
gestanden', auf fremden Schultern geruht. Die Leibwache seiner Kaiser
bestand schon von Augustus' Zeiten her großenthcils aus Deutschen, und
sie beherrschte nicht selten ihren Herrn, oder bot gar die Kaiserkrone
dem Meistbietenden feil. Den Kern der Legionen bildeten deutsche Söld-
linge, ja ganze deutsche Völkerschaften standen im römischen Sold.
Deutsche führten als Minister die Staatsgeschäfte, erhoben Kaiser
und stürzten sie. Endlich setzte Odoaker dieser unwürdigen Schatten-
herrschaft ein Ziel. Er war ein Fürst der Rugier und Heruler und
mit seinem Volk in den römischen Dienst getreten. Von dem Kaiser
gekränkt, dachte er, ein Mann von Geist und Kraft, es sei an der
Zeit, diesen elenden Thron umzustoßen, und für sich einen neuen zu
erbauen. Ohne Umstände verbannte er den Kaiser Romulus, den man
spottweise Augustulus nannte, auf ein Schloß in Campanien, und
Keiner erhob seinen Arm zu dessen Schutze. Er selbst verschmähte den
Kaisertitel, und wollte nur „König der deutschen Völker in Italien"
heißen. So ging Roms Herrschaft unter im 1230. Jahre der Stadt,'
tut 470. nach Christi Geburt, durch einen deutschen Mann von der
Ostsee, und der halbtausendjährige Kampf der Deutschen wider die Römer
war siegreich ausgefochten. Mit diesem großen weltgeschichtlichen Er-
eigniß schließt der erste Zeitraum unserer alten Geschichte.
§. 22. Derzeitiger Bildungsstand der Deutschen.
Die Weisheit Gottes, welche die Geschicke der Welt zu ihrem Heile
lenkt, hatte die deutsche Nation ausersehen, an die Stelle der römischen
zu treten, sobald die Zeit erfüllet sein würde. Sie sollte die in ihren
Lüsten verkommene und erschlaffte Römerwelt mit frischen, reinen Lebens-
kräften durchdringen und neugestalten, zuvor aber von ihr wenigstens
mit Ehrfurcht vor dem durchdrungen werden, was diese Großes, Schö-
nes, Edles und Göttliches voraus hatte. Die Römerwelt war bei aller
sittlichen Verderbtheit die Bewahrerin und Pflegerin von Kunst und
Wissenschaft, die Lehrerin der Völker, und durfte nicht eher erliegen,
als bis der Sieger reif geworden war, die köstlichen Geistesschätze, die