1855 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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3 Söhne theilten sich in das Reich. Der jüngste, Karl der Dicke,
überlebte seine Brüder, und vereinigte wieder die deutschen Gebiete (882),
zog sich aber dadurch, daß er die verhaßten Normannen, als er sie ver-
nichten konnte, dafür, daß ihr Anführer die Taufe empfing, ungestraft
abziehen ließ, allgemeine Verachtung zu. Dennoch wählten ihn auch
die Franzosen zu ihrem Könige, und Karl der Dicke vereinigte gar
Karls des Großen meiste Länder unter seinem Scepter. Als nun die
Normannen wiederkamen, und er ihnen beii Frieden abkaufte, da setzten
ihn die deutschen Fürsten ab, und die französischen würden es auch ge-
than haben, wäre er nicht 888 gestorben. ■
§. 40. Der Karolinger Ausgang.
An Karls des Dicken Stelle trat sein Neffe Arnulf, Herzog von
Kärnthen, ein tapferer und würdiger Mann. Er schlug die Normannen
bei Löwen dergestalt aufs Haupt, daß zwei ihrer Könige, Gottfried
und Siegfried, fielen, und sie nie wiederzukommen wagten. Dafür
priesen ihn alle Völker. In seinem Reiche stellte er Ordnung und
Gehorsam wieder her; Frankreich erkannte ihn als seinen Oberherrn.
Dann ging's nach Italien, wo arge Verwirrung herrschte. Vor ihm
beugte sich Alles; der Papst setzte ihm die Kaiserkrone auf, das rö-
mische Volk schwur ihm den Eid der Treue. Aber eben heimgekehrt,
raffte ihn der Tod hin, 809, und sein Sohn Ludwig war erst 0
Jahr alt. Der durch seine Arglist und Hartherzigkeit berüchtigte Erz-
bischof Hatto von Mainz ward Reichsverweser. Nun kamen böse
Zeiten. Jeder Fürst that, was ihm wohlgefiel, und kümmerte sich nicht
um des Reiches Noth. Das benutzten die Ungarn (Madschiaren),
rohe, heidnische Barbaren finnischen Stammes. Arnulf hatte sie, als
er gen Italien zog, herbeigerufen, um den Herzog von Mähren und
Böhmen zu züchtigen, der ihm den Gehorsam verweigerte. Was sie
hier im Uebermaße gethan, das mußte jetzt unser Vaterland büßen.
Mit Recht rechnend auf der Deutschen Zwietracht, brachen sie in unge-
heuern Schwärmen herein, jagten die kleinen Heere, die sich ihnen ent-
gegenstellten,' auseinander, und hausten fürchterlich. Vor Gram über
diesen Jammer, den er nicht abwenden konnte, starb Ludwig 911.
Mit ihm erlosch das Haus der Karolinger in Deutschland; in Frank-
reich ging es erst 987 aus, als nach dem Tode Ludwigs des Faulen
der Herzog Hugo Capet sich der Krone,bemächtigte, von welchem
nunmehr alle französischen Könige abstammen.
§. 41. Konrad I. 911—918.
Die Deutschen wählten jetzt den Herzog von Sachsen, Otto den
Erlauchten, zu ihrem Könige; allein er verwies sie an den Herzog
Konrad von Franken, der mächtiger sei. Dieser nahm die Krone
an, und war ihrer würdig. Er stellte das königliche Ansehen und die
Ruhe des Reiches wieder her. Leider ließ er sich durch Hatto verleiten,
daß er den Sohn Ottos, Heinrich von Sachsen, zwingen wollte, einige
vom Vater ererbte Gebiete abzutreten; denn Heinrich, von den Seinigen