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1. Die deutsche Geschichte - S. 54

1855 - Essen : Bädeker
54 indem er im Eise eines gefrornen Morastes, über den er setzen wollte, versank, erschossen worden war, 1256, wählten die geistlichen Fürsten an seiner Statt zwei Könige — der Erzbischof von Köln den Bruder des Königs von England, Herzog Richard von Cornwall, und der Erz- bischof von Trier den König Alfons von Ca stilien, einen Verwandten der Hohenstaufen. Aber Alfons hat nie Deutschland gesehen, und Richard sich wenig darum bekümmert, da er zu Hause übergenug zu thun fand, und sich mit der Krone begnügte, die er sich um viel Geld erkauft hatte. Keinen deutschen Fürsten gelüstete nach der so schweren, verhäng- nißvollen Kaiserkrone; jeder dachte nur daran, sich in seinem Gebiete möglichst unabhängig einzurichten, und seine Grenzen zu erweitern. Der Adel lebte auf seinen festen Burgen, die auf steilen Felseil ragten, meist zügellos „vom Stegreif", und machte alle Straßen unsicher. „Blind waltete der eiserne Speer, und kein Richter war mehr auf Erden." Es galt kein anderes, als das Faustrecht; Jeder half sich, wie er konnte. Am meisten litten die Bewohner des flachen Landes, die Bauers- leute, zumal in den Gegenden, wo sie Leibeigene waren. Und Leibeigene, besonders geistlicher Herren, waren ihrer viele schon seit dem neunten Jahrhundert geworden, theils aus Zwang und Roth, theils, um sich dem lästigen Heerbann zu entziehen, freiwillig, denn alsdann waren sie nicht mehr waffenfähig. Aber sie fühlten bald das schwerere Joch der Knechtschaft, und Manchen von ihnen gelang es, sonderlich in den Kreuzzügen,. in die Freiheit zurückzukehren. Der Städter fand Schutz hinter seinen starken Mauern, und um auch draußen sicher zu seiil, ver- bündeten sich die Städte linker einander, Gewalt mit Gewalt zu ver- treiben, den raub- und fehdelustigen Rittern die Spitze zu bieten, und ihre Raubschlösser zu brechen. So entstand der rheinische, der schwäbische Städtebund. So entstand die mächtige Hansa. Da- mals war sie erst die Vereinigung einiger Ost- und Nordseestädte zu Schutz und Trutz. Im folgenden Jahrhundert, als die Türken den indischen Haildelsweg durch das schwarze Meer über Koilstantinopel völlig sperrten, und die indischen Waaren ihren Weg die Wolga herauf nehmen mußten, schloß sich ihr eine lange Reihe von See- und Lalldstädteil von Nowgorod in Rußland bis Köln ain Rhein und Brügge in Flandern an. Da entfaltete sich ein gewcrbreiches, kräftiges Bürgerleben, und eine hohe Blüthe der Kunst und des Reichthums, ganz unabhängig von Kaiser und Reich. Lübeck führte in ihren Tag- satzungen den Vorsitz. Nürnberg war der Mittelpunkt des deutschen Gewerbfleißes, Köln der des deutschen Binnenhandels. Vor den Heeren und Flotten der Hanse beugten sich mächtige Könige, und Däne- i mark zollte ihr Tribut. Die Schätze, welche Handel und Industrie den Städtell zuführten, wurden von ihnen benutzt, sich von ihreil Oberherren ein Privilegium nach dem andern zu verschaffen, lind die Kaiser, um sich Freunde und Erwerbsquellen zu gewinnen, schenkten ihnen die Reichs- unmittelbarkeit; je ohnmächtiger das Kaiserthum wurde, um so mehr wuchs die Zahl der freien Reichsstädte, deren Gesandten auf den Reichstagen mit den Fürsten tagten. Es waren kleine Republiken illner-
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