Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die deutsche Geschichte - S. 62

1855 - Essen : Bädeker
62 Der Anfang der Regierung Karls Iv. ist durch grauenvolle Natur- ereignisse merkwürdig geworden. Schon 1338 war der Osten Europas bis nach Oesterreich und Schlesien von ungeheuern Heuschreckenschwärinen verheert worden. Jetzt im Jahre 1348, kam ein großes Erdbeben über ganz Europa, das sich mehrere Male wiederholte, ganze Städte in Schutt verwandelte und die Bewohner begrub. Im folgenden Jahre kam über Italien nach Deutschland, Frankreich, England u. s. w. eine furchtbare Pest, der schwarze Tod, der Tausende von Geschlechtern ver- tilgte, und an vielen Orten nur den zehnten Menschen übrig ließ. Viele schrieben die Ursache dieses ungeheuern Sterbens den Juden zu, als hätten sie die Brunnen vergiftet, die Christenheit auszurotten. Dieses, in alle Länder zerstreute Volk war überall der Gegenstand des Hasses und oft der grausamsten Verfolgung in jenem zum Fanatismus geneig- ten Zeitalter und in Zeiten besonderer Aufregung z. B. während der Kreuzzüge, und auch damals war die Mordwuth an ihnen so gewaltig, daß geistliche und weltliche Fürsten nur mit großer Anstrengung sie bän- digen, und einige armselige Ueberbleibsel retten konnten. Zu Straß- burg und München hatte man die ganze Judenschaft in die Synagoge getrieben und mit derselben verbrannt. Andre erkannten in den Er- eignissen gerechte Strafgerichte Gottes um ihre Sünden, und es ent- stand die Schwärmerei der Geißler (Flagellanten), die auch bald so ausartete, daß Papst und Kaiser gemeinsain Hand anlegten, sie gänz- lich zu unterdrücken. §. 81. Der falsche Waldemar in Brandenburg. Zu diesen allgemeinen Landplagen kam für Brandenburg noch ein verheerender Bürgerkrieg. Ein Pilger erschien 1348 in der Mark und gab sich für den vor 30 Jahren verstorbenen Waldemar aus. Die Fürsten des anhaltinischen Hauses, der Erzbischof von Magdeburg, und selbst Kaiser Karl erkürten seine Aussagen für ächt, und boten Alles auf, ihm Eingang zu verschaffen. Wohin er kam, zog man ihm wie einem Heiligen mit Fahnen, Kreuzen und Lichtern entgegen, denn der Papst ertheilte allen seinen Freunden Vergebung der Sünden. Alle Städte, bis auf Frankfurt, Spandau und Brietzen (Treuenbrietzen), fielen ihm zu, der Adel größtentheils. Brandenburg war für Bayern verloren, da gelang es Ludwig, dem Karl in Günther den Gegenkönig zu setzen, und dessen Streitmacht aus dem Lande zu entfernen. Und ob auch Günther bald darauf starb, so hielt es doch Karl, der kein Kriegsmann, dagegen um so mehr Staatsmann war, für klug, sich mit Ludwig zu verständigen, und den Waldemar seinen näheren Freunden zu überlassen. Auch diese traten Einer nach dem Andern zurück, als dieser Waldemar auf den Reichstag zu Nürnberg vorgeladen worden, um seine Aechtheit zu erhärten, und nicht erschienen war, und nun der Kaiser die Brandenburger ihres Eides gegen ihn für ledig und zum Gehorsam gegen das bayrische Haus verpflichtet erklärt hatte (1350). Nun gelang es dem Markgrafen Ludwig, die Unterthanen durch Gewalt und Güte zur Unterwerfung zu bringen. Anhalt aber und das Erz-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer