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1. Die deutsche Geschichte - S. 66

1855 - Essen : Bädeker
66 §. 85. Drei Päpste und drei Kaiser. Die Unzufriedenheit mit Wenzel veranlaßte die 3 geistlichen Kur- fürsten nebst Kurpfalz, zu Oberlahnstein seine Absetzung auszusprechen; sie wählten dagegen den Ersten Vesten, den Pfalzgrafen Ruprecht 1400. Der war ein wackerer Mann, und that sein Möglichstes, in Italien die kaiserlichen Rechte und in Deutschland Ordnung und Gesetz- lichkeit aufzurichten; aber die Großen wollten sich nicht beugen, und er mußte Vieles geschehen lassen. In der Stiftung der Universität Heidelberg, der zweiten in Deutschland, hat er sich ein ehrendes Denkmal errichtet. Sein College Wenzel erfuhr indeß zum zweiten Mal die Schmach, von seinem Bruder Sigismund gefangen genommen zu werden, und er blieb 19 Monate in Haft. Zu derselben Zeit stritten um Petri Stuhl zwei Päpste, der eine zu Rom, der andere zu Avignon, und nachdem die Christenheit lange genug dies Aergerniß er- duldet, beschlossen die geistlichen und weltlichen Machthaber, auf einem allgemeinen Concil zu Pisa 1409, die Eintracht der Kirche wieder- herzustellen, lind die päpstliche Allgewalt zu eigenem Vortheil zu be- schränken. Sie setzten die Leiden Nebenbuhler ab, und wählten einen neuen Papst. Da aber jene nicht wichen, so entstand aus der päpst- lichen Zweifaltigkeit, wie man sich ausdrückte, eine päpstliche Dreifaltig- keit. Jeder von ihnen that seine Leiden Widersacher nebst ihrem An- hang m den Bann, und so lag die ganze Christenheit unter Fluch und Zwietracht. Darüber starb Ruprecht 1410, und nun wäre es dem deutschen Reiche fast ergangen wie der Kirche. Denn Wenzel hielt die Krone noch immer fest, und die rheinischen Kurfürsten wählten an Rup- rechts Stelle zwei: Wenzels Bruder Sigismund und seinen Vetter Jobst von Mähren. Zum Glück starb dieser bald; seine Partei er- klärte sich für Sigismund, und Wenzel übergab ihm die Negierung mit der Bedingung, daß er selber bis an seinen Tod Kaiser heißen solle. 8- 86. Sigismund, 1410 —1437, und das Concil zu Kostnitz, 1414 — 1418. Dem Könige Sigismund war es bei seiner Wahl zur ersten Pflicht gemacht worden, die Einigkeit in der Kirche wiederherzustellen, und eine Reformation der Kirche d. h. die Beseitigung mancher päpstlichen Miß- bräuche herbeizuführen, und er ließ sich dieses mit rühmlichem Eifer an- gelegen sein. Die Klagen über päpstlichen Unfug und das dadurch eingerissene Sittenverderbniß waren so allgemein und so schreiend, daß sie nicht länger überhört werden durften. Es gelang Sigismund, das Concil zu Kostnitz zu Stande zu bringen. Das war die glänzendste und zahlreichste Versammlung, die je stattgefunden, denn aus allen Christenländern kamen Fürsten, Bischöfe, Aebte und Theologen, und wetteiferten in Pracht und Gelehrsamkeit. Der eine Papst, Johann Xxiii., der in seiner Jugend Seeräuber gewesen, sich den Cardinalshut erkauft, und den heiligen Stuhl durch das frechste Sünderleben ent- weiht hatte, wurde 70 schrecklicher Frevel überführt und verurtheilt; der 88jährige Gregor Xii. dankte freiwillig ab, und als Benedict Xiii.
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