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1. Die deutsche Geschichte - S. 69

1855 - Essen : Bädeker
69 war Huß zu Kostnitz angekommen, so wurde er verhaftet, und als der Kaiser seine Befreiung verlangte, behaupteten die Cardinäle, der Kaiser dürfe einem Ketzer nicht freies Geleit gewähren, noch ihn beschützen. Im Verhör konnte und wollte Huß die Hauptpunkte, die ihm zur Last gelegt wurden, nicht leugnen; er wurde zum Scheiterhaufen verdammt, und erduldete alle Schmach und den Märtyrertod mit heiligem Muthe (6. Juli) 1415. Seine Asche wurde in den Rhein geworfen. Im folgenden Jahre büßte in gleicher Weise sein Freund Hieronymus von Prag. So verfuhr nicht der Papst, sondern das Concil, von dem man eine Reformation erwartete, mit wahren Jüngern und Zeugen Christi. „Die Taube werft ihr heute in die Gluth, Doch wird ein Schwan aus ihrer Asche steigen, Mit dem ihr nimmermehr desgleichen thut." §. 89. Der Hussitenkrieg. Mit tiefem Schmerz vernahmen die Böhmen das grausame Schick- sal ihrer geliebten Lehrer, und ihr Schmerz verwandelte sich in Wuth gegen Geistliche und Mönche, so wie gegen den Kaiser. In bewaffne- ten Prozessionen zogen sie umher, voran ein Priester mit dem Kelche, und zerstörten Kirchen und Klöster. Als sie (30. Juli) 1419 das Nathhaus zu Prag stürmten, weil aus demselben ein Kelchpriester ver- wundet worden war, starb König Wenzel vor Zorn, und auch Sigis- mund besaß weder Kraft noch Klugheit, die Empörten zur Ordnung zu bringen. Alles, was er that, konnte sie nur noch mehr reizen. Die Hussiten spalteten sich in Calixtiner (Kelchner) und Taboriten, jene die milderen, welche den Genuß des Kelches im Abendmahle zurück- forderten, diese die strengeren, welche Rückkehr zur apostolischen Einfalt und Lauterkeit begehrten; aber die gemeinsame Gefahr und der gewal- tige Held Johann Ziska einigten sie, und sie schlugen das kaiserliche Reichsheer in die Flucht, als es 150,000 Mann stark (1420) Prag stürmte. Rieht besser erging es andern Reichs- und Kreuzheeren, denen weder des Papstes Ablaßverkündigungen, noch des Kurfürsten Friedrich kriegskundige Führung Begeisterung emd Muth einzuflößen vermochten; schon des blinden Ziska Name warf sie in Angst und Verderben. Die empörendsten Grausamkeiten wurden von beiden Seiten verübt. Nach Ziskas Tode (1424) zerfielen die Hussiten in 4 einander feindselige Parteien, wovon die, welche sich die Waisen nannten, weil sie ihren Vater Ziska verloren, die wildesten waren; aber in Zeiten der Noth hielten sie fest zusammen, und als fein Feind es mehr wagte, ihr Land zu betreten, da fielen sie verheerend in die Nachbarländer ein, indem sie, als das auserwählte Volk Gottes, sich berufen wähnten, die „Ka- naaniter" auszurotten. Endlich sah man ein, daß die Gewalt nichts vermochte; das Concil zu Basel schritt zu Unterhandlungen, und es ge- lang, die Calixtiner durch Zusage des Kelchs zu gewinnen. Die Taboriten und Waisen, die in ihrem Widerstande beharrten, erlitten bei Vöhmisch-Brod (1434) von den Calixtinern eine völlige Niederlage, so daß selbst ihre Oberanführer Prokopius der Große und Prokopius der
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